Einfallen
, verb. irreg. neutr. (
S. Fallen,) welches das Hülfswort seyn erfordert.1.
Hinein fallen, in etwas fallen. 1) Eigentlich, in eine dazu bestimmte
Öffnung fallen, von verschiedenen Werkzeugen. Die Klinke fällt nicht
gut ein, nehmlich in die bestimmte Öffnung. 2) Figürlich,
plötzlich, unvermuthet gegenwärtig werden, in verschiedenen besondern
Fällen. (a) Von der unvermutheten Einrückung eines feindlichen
Kriegsheeres in ein fremdes Gebieth. Die Türken sind ehedem sehr oft in
Ungarn eingefallen. (b) Bey den Vogelstellern fallen die Vögel ein, wenn
sie sich auf den Vogelherd setzen, und bey den Jägern fällt das
Federwildbret ein, wenn es Abends an denjenigen Ort flieget, wo es die Nacht
zubringen will. (c) In der Musik, von einer Stimme, wenn sie sich
plötzlich neben einer andern Stimme hören lässet. Bey dieser
Stelle muß der Baß, müssen die Waldhörner einfallen.
Zuweilen, besonders bey den Dichtern, findet sich dieses Zeitwort auch statt
der Redensart, einem in die Rede fallen.
Mein Herr, fiel ihm der Vater ein, Gell. Mein Herr, was will er
mit der Liebe? Fiel ihm Elmire hitzig ein, ebend.
(d) Von dem Lichte und den Lichtstrahlen. Das einfallende
Licht, welches aus einem erleuchteten Orte in einen unerleuchteten geleitet
wird. Der Ort in einem Spiegel, wo der Lichtstrahl einfällt. (e) Von
verschiedenen Arten der Witterung u. s. f. Es ist diese Nacht eine strenge
Kälte eingefallen. Es fällt Frost, Regenwetter, schlechtes Wetter
ein. Wenn Mißwachs einfällt. Es fällt diesen Abend eine
Mondfinsterniß ein. (f) Von Gedanken, wenn sie ohne deutliches
Bewußtseyn und ohne Zusammenhang mit dem vorigen, in uns entstehen; mit
der dritten Endung der Person. Er redet, was ihm einfällt. Wenn wir allein
sind, fällt uns allerley ein. Es ist mir ein Mittel eingefallen. Es wird
mir schon noch einfallen, ich werde mich schon darauf noch besinnen. Was
fällt dir ein? Wer konnte sich einfallen lassen, daß u. s. f. Im
Oberdeutschen wird die dritte Endung zuweilen durch das Vorwort in ersetzet.
Da fiele im in seinen syn Mocht ich den Held bringen dahin,
Theuerd. Kap. 29. Das fällt mir stets in den Gedanken ein, Opitz Ps.
29.
Welche Wortfügung aber im Hochdeutschen
ungewöhnlich ist.2. Einwärts fallen. 1) Zusammen fallen, von
Gebäuden und gegrabenen Öffnungen. Das Haus ist eingefallen. Das
Dach, die Mauer, die Wand, der Keller fällt ein. Der Brunnen, die Grube
will einfallen. 2) Figürlich. Tiefe eingefallene Augen haben, welche tief
in dem Kopfe liegen. Sein Gesicht ist ganz eingefallen. Eingefallene
Backen.Anm. Wenn dieses Zeitwort für hinein fallen stehet, so ist das
Participium der gegenwärtigen Zeit in einigen Bedeutungen, das Participium
der vergangenen Zeit aber nie üblich. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort
infallen, im Schwed. infalla, im Dän. infalda. [
1695-1696]