Einfältig
, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich, einfach, welche
Bedeutung aber wenig mehr gebraucht wird. Doch höret man noch zuweilen im
gemeinen Leben einfältig, im Gegensatze des zwiefältig,
dreyfältig u. s. f. 2. Figürlich, Einfalt besitzend, Einfalt
verrathend. 1) Im Gegensatze des Gekünstelten. Die einfältige
ungeschminkte Natur nachahmen. Eine einfältige Lehrart. Allein um die
Verwechselung mit der folgenden Bedeutung zu vermeiden, thut man besser, wenn
man sich dieses Gebrauches völlig enthält, und dafür lieber
einfach gebraucht. 2) So fern die Einfalt ihren Sitz in der menschlichen Seele
hat. (a) Mangel am Verstande, an Erkenntniß, an Einsichten habend oder
verrathend. Ein einfältiger Mensch. Ein einfältiger Tropf, im
gemeinen Leben; in den niedrigen Sprecharten ein Einfaltspinsel. Er ist so
einfältig nicht, als er aussiehet. Wir sind arme einfältige,
(unwissende,) Leute. Die Einfältigen klug machen, Ps. 119, 130. Ein Lehrer
der Einfältigen, Röm. 2, 20. Eine einfältige Kleidung, eine
einfältige Tracht, welche Mangel des Verstandes und Geschmackes bey dem
verräth, der sie trägt. Das ist eine alberne, einfältige
Entschuldigung. (b) * Mangel der Falschheit, Arglist habend und verrathend,
redlich, aus gutem Herzen kommend. Die Einfältigen behüthet der Herr,
Ps. 116, 6. Habe ich doch das gethan mit einfältigem Herzen und
unschuldigen Händen, 1 Mos. 20, 5, 6. Und preisen Gott - über eurer
einfältigen Steuer an sie und alle, welche willig und mit gutem Herzen
gegeben wird, 2. Cor. 9, 13. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung veraltet,
außer daß sie noch zuweilen in der biblischen Schreibart
vorkommt.Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung, für einfach, lautete
dieses Wort im Nieders. ehedem eenvolt, und im Schwabenspiegel Tit. 37,
ainvalt. Schon Ulphilas gebraucht ainfalth und Ottfried einfalt für
redlich, aufrichtig. Bey dem letztern heißtes B. 2, Kap. 7, von dem
Nathanael: In thir haben ich mir funtan thegan einfaltan, in dir habe ich einen
Diener ohne Falsch gefunden. In eben diesem Verstande gebraucht Kero
einfaltlicho und Willeram einualtig. Für dumm, unwissend, kommt einfolto
gleichfalls bey dem Ottfried vor. Alle diese Wörter sind nach dem Muster
des Lat. simplex, simplicitas, und des Griech -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gebildet. Daher Wachters
Vermuthung, der ein in dieser Zusammensetzung für un hält, keinen
Beyfall verdienet. Das Schwed. enfaldig, Anfels. anfeald, Isländ.
einfalldur, Dän. eenfaldig, kommen mit dem Deutschen überein.
Einfältiglich, für einfältig, und Einfältigkeit für
Einfalt, sind im Hochdeutschen veraltet.
S. Einfalt. [
1697-1698]