Ei
, ein Doppellaut, welcher so ausgesprochen werden muß,
daß man in dessen ersten Hälfte ein deutliches e höret. Bein,
mein, dein, Leib, bleiben. Die Oberdeutsche Aussprache weicht hiervon sehr ab,
indem die rauhern Mundarten derselben statt des ei ein ai, und wohl gar ein oi
und oa hören lassen, Bain, main, Stain, Laid, koi für kein, Boan,
Stoan, für Bein, Stein, (
S. Ai und Oi,) die gezierten Mundarten aber dem ei ein
ee unterschieben, Seel für Seil, Kleed für Kleid, Steen für
Stein, Eche für Eiche, nee für nein, Eenigkeet für Einigkeit,
mehnen für meinen, wehnen für weinen; welchen Fehler nicht allein
manche gemeine Meißner, sondern auch die Schlesier, Pfälzer u. s. f.
an sich haben, wozu sie vermuthlich durch die Niedersächsische Mundart
verleitet worden, welche statt des Hochdeutschen ei in vielen Fällen ein
gedehntes e hören lässet. Die Oberpfälzer sprechen dieses e gar
wie ein gedehntes a aus, naa für nein, Stahn, Bahn, für Stein, Bein
u. s. f. In dem Worte eilf und dessen Ableitungen, lassen die meisten, auch
Obersächsischen Mundarten, nach dem Vorgange der Niedersachsen nur ein
kurzes e hören, als wenn es elf, elfte u. s. f. geschrieben
wäre.Diese Verschiedenheit der Aussprache hat oft ein Wort unter
verschiedenen Gestalten auch in die Deutschen Schreibarten eingeführet.
Dergleichen sind besonders lehnen und leihen, lehnen und leinen, fehlen und
feilen und andere mehr;
S. diese Wörter. [
1659-1660] In
Deist, Atheist und andern fremden Wörtern, welches e und i deutlich als
zwey besondere Laute, nicht aber als ein Doppellaut ausgesprochen.Manche Verba
verwandeln ihr ei des Infinitives in der Conjugation in ein langes i oder ie,
ich rieb, gerieben; treiben, ich trieb, getrieben; bleiben, ich blieb,
geblieben; schreiben, ich schrieb, geschrieben u. s. f. [
1661-1662]