Drucken
, verb. reg. act. welches die Oberdeutsche Form des vorigen ist,
und daher im Oberdeutschen auch in allen Bedeutungen des vorigen üblich
ist.
Es drucket mich, o Herr, sehr schweres Leid, Opitz Ps. 119. Sie
drucken dir dein liebes Erbe, ebend. Ps. 94. Eh, als ich noch gedruckt ward,
irret ich, ebend. Ps. 119. Der uns aus der Noth geruckt,Als man heftig uns
gedruckt, ebend. Ps. 136.
Welche Form auch Luther in vielen Stellen der Deutschen Bibel
beybehalten hat. Und man sagte Fronvögte über sie, die sie mit
schweren Diensten drucken sollten, 2 Mos. 1, 11, 12. Wie werden gedruckt und
geplagt, Klagel. 3, 47. Des Narren Rede druckt, wie eine Last auf dem Wege,
Sir. 20, 10 u. s. f. Im Hochdeutschen hat man dieses Zeitwort nur von
derjenigen Arbeit beybehalten, da man vermittelst gewisser Formen und Farben
Züge und Bilder durch Drücken auf andere Körper
überträgt. Figuren auf Leinwand, auf Zeug in Kattun drucken, durch
ein solches Drucken einen Zeug in Kattun verwandeln. Gedrucktes Papier,
gedruckte Zeuge, welche auf solche Art mit allerley Figuren verstehen worden.
Besonders von dem Drucke der Bücher. Ein Buch drucken lassen. Es wird noch
an dem Buche gedruckt. Er lügt, als wenns gedruckt wäre, gemeinen
Leben.Anm. 1. Drucken und drücken sind bloß der Mundart nach
unterschieden. Die Oberdeutschen gebrauchen in allen Fällen ohne Ausnahme
drucken, die Niedersachsen aber drücken. Selbst das Drucken der Zeuge und
Bücher heißt im Niedersächsischen drücken, welche Form
selbst ein Mahl bey dem Opitz vorkommt. Die Hochdeutschen haben in dieser
letztern Bedeutung das Oberdeutsche drucken beybehalten, weil die Erfindung der
Sache selbst Oberdeutsch ist, und durch die ersten Oberdeutschen Drucker in
Sachsen eingeführet worden. Eben dieses gilt auch von den
Zusammensetzungen abdrucken und abdrücken, andrucken und andrücken,
aufdrucken und aufdrücken, ausdrucken und ausdrücken, bedrucken und
bedrücken, eindrucken und eindrücken u. s. f.Anm. 2. Bey dem Kero und
Notker lautet dieses Wort drucchen, bey dem Tatian thrucken, im Angels.
thriccan, im Schwed. trycka, im Ital. vermittelst des voran gesetzten
Zischlautes struccare, im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es ist, so wie bücken von biegen,
zucken von ziehen u. s. f. das Iterativum oder Intensivum von einem Zeitworte,
welches bey dem Ulphilas threihan, im Angels. treagan, im Schwed. truga, und
die Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - lautet, und gleichfalls reiben, drucken, beunruhigen bedeutet.
Unser Deutsches drängen und bringen scheinen von diesem [
1559-1560] einfachen Zeitworte bloß durch das eingeschaltete n
einer nieselnden Mundart verschieden zu seyn.
S. auch Tragen. Im Oberdeutschen wird drucken auch
für rucken, rücken gebraucht.
Das ersach sein geselschaft werd Trückten im nach mit
aller macht, Theuerd. Kap. 82, So will ich mit dem andern Zeug Nachdrucken, Kap.
91.
Alle Reben so nicht erfroren, singen erst so spät an zu
drucken, Bluntschli, d. i. auszuschlagen, heraus zu
rücken. [
1561-1562]