Der Dom
, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, eine Art eines runden,
hohen Daches, welches man noch häufiger eine Kuppel zu nennen pfleget,
S. dieses Wort. Eine Kirche mit einem prächtigen
Dome. Diese Bedeutung ist zwar im Hochdeutschen selten, allein im Oberdeutschen
kommt sie noch zuweilen vor. 2) Figürlich, eine Kirche mit einem Dome, und
weil nur die bischöflichen Kirchen ehedem auf diese Art gebauet wurden,
eine Kirche, an welcher sich ein Hochstift befindet, eine Kathedral-Kirche,
oder die Hauptkirche eines Erzbischofes oder Bischofes; eine Domkirche. In
dieser Bedeutung ist das Wort heut zu Tage, besonders im Hochdeutschen, noch am
üblichsten. In weiterer Bedeutung wird zuweilen im gemeinen Leben auch
eine jede Stiftskirche, eine Collegial-Kirche, ein Dom, oder eine Domkirche
genannt, wie z. B. von dem Dome zu Erfurt bekannt ist, obgleich auch dieser
anfänglich zu einer bischöflichen Kirche gestiftet worden.Anm. Im
Deutschen kommt dieses Wort wohl am ersten in den Monseeischen Glossen vor, wo
Tuom, durch matrix, d. i. eine Mutterkirche, oder Kathedral-Kirche,
erkläret wird. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort noch jetzt Thum. Der
Mangel der Kenntniß der eigentlichen Bedeutung hat Wachtern und viele
andere verführet, dieses Wort von dem veralteten Duom, Thuomo, Gericht,
Gewalt, abzuleiten,
S. Thum, welcher Ableitung selbst ein sonst so
scharfsichtiger Ihre beypflichtet, welcher glaubet, [
1511-1512] die Domkirchen hätten von der mit denselben verbundenen
geistlichen Gerichtsbarkeit den Nahmen. Allein -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , in dem mittlern Lateine Doma,
bedeutete anfänglich einen Altan, hernach eine Kuppel, welche Bedeutung
das Franz. Dome noch jetzt hat.
S. du Fresne Gloss. v. Doma, Domo, Duomo, ist im Ital.
gleichfalls eine Kathedral-Kirche, und es ist glaublich, daß die Deutschen
das Wort aus tiefer Sprache entlehnet haben. Wäre diese Ableitung nicht
vorzüglich wahrscheinlich, so würde das Lat. Domus alle Mahl eine
bessere Abstammung an die Hand geben, als das veraltete Duom, Gericht; indem
die Kirchen in den mittlern Zeiten sehr oft ein Haus, domus, desjenigen
Heiligen genannt werden, zu dessen Ehre sie gestiftet waren.
S. auch Münster. [
1513-1514]