Dick
, -er, -este, adj. et adv. welches eine Art der
körperlichen Ausdehnung im Gegensatze der Länge und Breite ausdruckt;
und zwar,1. Eigentlich, da dieses Wort, 1) diese Ausdehnung überhaupt
andeutet, ohne Rücksicht auf ihren Umfang. Mit dem Worte dick betrachtet
man alsdann die Theile, welche einen Körper ausmachen, nicht wie sie an
und neben einander, sondern wie sie über einander liegen. Es ist in dieser
Bedeutung nur als ein Nebenwort in Gesellschaft solcher Ausdrücke
üblich, wodurch das Maß dieser Ausdehnung bestimmt wird. Der Baum ist
drey Fuß dick. Eines Fingers, oder einen Finger dick. Eines
Messerrückens dick. Obgleich der Genitiv, besonders im Oberdeutschen, im
Sing. häufig vorkommt, so findet im Plural doch nur allein der Accusativ
Statt. Die Mauer ist viele Ellen dick, nicht vieler Ellen. Er ist so dick, als
er lang ist. Dieser Baum ist dicker, als jener da. Dick in dieser Bedeutung als
ein Beywort zu gebrauchen, z. B. ein vier Zoll dickes Bret, für ein Bret,
welches vier Zoll dick ist, klingt unangenehm. Nur der Superlativ kann
füglich als ein Beywort gebraucht werden. Das dickste Bret unter allen. 2)
Eine beträchtliche Dicke habend, sehr dick, wegen der Menge der über
einander befindlichen Theile einen großen Raum einnehmend; als ein Bey-
und Nebenwort. (a) Eigentlich. Ein dickes Brot. Ein dickes Buch. Ein dicker
Bauch. Das dicke Bein,
S. Dickbein. Der dicke Darm, der Dickdarm, der
große Darm in den thierischen Körpern, von welchem der blinde Darm,
der Grimmdarm und der Mastdarm Theile sind. (b) Figürlich, so wohl
für geschwollen, im gemeinen Leben. Ein dickes Bein haben, ein
geschwollenes. Einen dicken Backen haben. Als auch für unempfindlich,
gleichfalls nur im gemeinen Leben. Ein dickes Fell haben, gegen die
Züchtigungen abgehärtet seyn.
S. Dickhäutig. Dicke Ohren haben, Es. 6, 10, gegen
alle Vorstellungen unempfindlich seyn. Ja Ps. 119, 70 kommt auch ein dickes, d.
i. fühlloses, Herz vor.2. Figürlich. 1) Aus vielen und nahe an
einander befindlichen Theilen bestehend. Ein dicker Wald. Eine dicke Wolke.
Eine dicke Finsterniß, 2 Mos. 10, 22. Der Lärm der Unruhe verfolgt
die Freunde des Friedens durch die dicksten Schatten. Eine dicke Luft. Die Luft
ist hier sehr dick. Die Bäume stehen hier sehr dick, sehr nahe an
einander. Das Getreide wird dicke stehen, Ps. 72, 16.
S. Dicht. Besonders, 2) wegen Menge der über
einander befindlichen Theile einen größern Zusammenhang habend;
vornehmlich von flüssigen Körpern, im Gegensatze des dünn oder
flüssig. Dickes Blut haben. Dickes Bier. Die Tinte ist sehr dick. Der Saft
wird dick. Dicke,d. i. geronnene, Milch; in Niedersachsen Plundermilch,
Plumpermilch, in einigen Oberdeutschen Gegenden Schlocken.
S. Milch und Käse. Durch dick und dünn, im
gemeinen Leben, durch Sümpfe und Moräste. Besonders wird das Neutrum
als ein Hauptwort oft von dem Bodensatze flüssiger Körper gebraucht.
Das Dicke des Bieres, des Kaffees, der Tinte u. s. f.3. Oft, als ein Adverbium.
Diese Bedeutung ist im Hochdeutschen völlig veraltet, aber nicht in den
Oberdeutschen Kanzelleyen, wo dickbemeldt, dickbesagt, dickmahls u. s. f.
für oft gemeldet, oft besagt, oftmahls noch häufig vorkommen.
Ottfried, Willeram, Notker, und alle Oberdeutsche Schriftsteller der
ältern Zeiten gebrauchen thiko, diccho, thicco, und dikke sehr häufig
für oft. Das Schwed. tikla hat gleiche Bedeutung. Densius bedeutete bey
den Römern in den ältern Zeiten gleichfalls oft; in den barbarischen
Jahrhunderten kommt spissus in eben diesem Sinne vor, wovon auch die
Italiäner ihr spesso haben.Anm. Dick, Nieders. dick, lautet bey den
ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern thicco, thicko,
im Angels. dicce, im Holländ. dick, im Dän. tyck, im Schwed. tjock,
im Engl. thick, im Isländ. thicke, und im Bretagnischen teo, tew. Wachter
hält das Gothische taken, in den folgenden Jahrhunderten im Oberdeutschen
dichten, berühren, tangere, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , für das Stammwort. So
wahrscheinlich diese Ableitung ist, so scheinet doch das noch im Nieders.
befindliche Zeitwort dijen, aufschwellen, ausgedehnet werden, noch mehrern
Anspruch auf die Verwandtschaft mit diesem Worte zu haben.
S. Gedeihen, Dicht. Dick kann im gemeinen Leben mit
vielen Haupt- und Beywörtern zusammen gesetzet worden, wenn ihre dicke
Beschaffenheit bezeichnet werden soll. Dickfüßig, dickbäckig,
dickblütig, dickköpfig, dickbeinig, dicköhrig, dickschalig, der
Dickkopf, der einen dicken Kopf hat, der Dickbauch u. s. f. [
1479-1480]