Dicht
, -er, -este, adj. et adv. 1) Eigentlich, dessen Theile genau
mit einander verbunden sind. Ein dichter, d. i. fester, Zeug. Eine dichte,
derbe Leinwand. Ein dichter Zaun. Dichtes Holz, welches fest und nicht
wurmstichig ist. Das Faß ist nicht dicht, hat Ritzen. Hier will ich die
Zweige der Linden zu einer dichten Laube zusammen flechten, Dusch. 2) In
weiterer Bedeutung, viele und nahe bey einander befindliche Theile habend. Ein
dichter Wald, der aus vielen nahe bey einander stehenden Bäumen bestehet.
Unter dem Schatten dichter Bäume, Dusch. Bey frühem Morgen kam der
arme Amyntas aus dem dichten Hain, Geßn. Dichtes Haar. Ein dichtes Haufen
Leute. O du, dessen Wort aus der dichten Finsterniß einen Funken heraus
schlug! Ebert. Die dichte Nacht, Dusch.
Die Fremden besser zu erfreuen, Umsteckt der milde Wirth den
Tisch mit dichten Meyen, Haged. Des Lebens Purpur steht, und jeder Saft wird
dicht, Hall.
Im gemeinen Leben ist dafür dick gebräuchlich.
Für dichtes Gold, dichtes Silber, 2. Mos. 25, 36. 4 Mos. 10, 2, ist jetzt
gediegenes Gold, gediegenes Silber üblicher. 3) Nahe, als ein Nebenwort;
doch nur in der Niedersächsischen Mundart. Dicht an dem Rande, Dusch.
Einzelne Plagen sind selten, sie folgen einander dicht auf dem Fuße nach,
Ebert.
Der Leichenweg ging dicht an einer Hecke hin, Gell.
Im Hochdeutschen klingt dieser Gebrauch unangenehm. 4)
Figürlich, sehr, in der niedrigen Sprechart. Sich einen dichten Rausch
trinken. Jemanden dicht abprügeln.Anm. Dicht, dick, gedeihen und gediegen,
sind in Ansehung der Abstammung und Bedeutung genau mit einander verwandt. Das
Stammwort ist vermuthlich das Goth. thaijan und Angels. thean, aufschwellen,
aufquellen, wovon im Nieders. noch dijen in eben derselben Bedeutung
üblich ist. In dem Fragmente eines alten Gedichtes auf Carls des
Großen Feldzug, bey dem Schilter, kommt thich für dick vor. Im Engl.
lautet dicht tight, im Dän. digt, im Schwed. taet, und im Finnischen
tihcu.
S. Dick. [
1475-1476]