Die Demuth
, plur. car. derjenige Zustand des Gemüthes, da man aus
Kenntniß seiner Unwürdigkeit in Vergleichung mit der Würdigkeit
anderer, von sich geringe denket, und solches durch die That an den Tag leget.
Sich der Demuth befleißigen. Etwas aus wahrer Demuth thun. [
1443-1444] Anm. 1. Bey dem Notker lautet dieses Wort Diumuot, und bey
dem Kero nach einer andern Form Deoheit; im Österreichischen Dienmuth, und
in andern Oberdeutschen Gegenden Diemuth. Es kann seyn, daß die erste
Sylbe dieses Wortes von dienen, im Fränkischen und Alemannischen ehedem
deonan, ist. Aber da Kero das Zeitwort theonan, dienen, auch für
demüthigen gebraucht, so kommt man der wahren Bedeutung dieses Wortes
vielleicht noch näher, wenn man es von einem veralteten die, den, don,
niedrig, ableitet,
S. Donlege; so daß Demuth, nach dem Muster des
Latein. humilitas, eigentlich die Niedrigkeit des Gemüthes ausdrücken
würde. Von einem andern ähnlichen Worte od, Angels. ead, leicht,
sanft, haben die Niedersächsischen und damit verwandten Mundarten ihr
oodmödig und Oodmödigkeit, welches so wohl Sanftmuth, als auch Demuth
bedeutet.Anm. 2. Obgleich das einfache Muth männlichen Geschlechtes ist,
so folget doch Demuth, nebst Unmuth, Großmuth, Sanftmuth und Wehmuth, der
Regel, nach welcher die Abstracta und Tugenden weiblichen Geschlechtes
sind. [
1445-1446]