Donlege
, oder donlegig, adj. et adv. welches nur im Bergbaue
üblich ist, abhängig, schief, mit dem Horizonte einen spitzigen
Winkel machend, nicht nach der Bley- oder Wasserwage, sondern nach der
Diagonal-Linie gehend. Ein donleger, oder donlegiger Schacht, Gang u. s. f.
Einige machen noch einen Unterschied zwischen donlegen und flachen Gängen.
Die ersten sind alsdann diejenigen, welche 50 Grad von dem Horizonte, und 10
Grad von dem Scheitel abstehen, die letzten aber, deren Fallen von der
Horizontal-Linie zwischen 50 und 20 Grad beträgt. Allein die meisten
Schriftsteller weichen in dieser Bestimmung sehr von einander ab, daher der
ganze Unterschied von andern gar verworfen wird.Anm. Die erste Hälfte
dieses Wortes ist das veraltete Don, abhängig, von welchem ehedem auch das
Verbum donen, abhängig seyn, und figürlich neigen, geneigt seyn,
üblich war. Frisch führet von dem letzten folgende Stelle aus dem
Jeroschin, einem alten Dichter aus dem 14ten Jahrhunderte, an;
Der Tuvil schunte, Die Dit erklich Daz si abir donteUf dez
Ungelouben spor,
der Teufel reitzte die Leute arger Weise, daß sie sich
wiederum neigten zu des Unglaubens Spur. Im Hannöverischen bedeutet
döns, und im Engl. down, noch jetzt unten, niederwärts. Im Schwed.
bedeutet dunsa fallen, welches Ihre von Dunt, ein Schlag, ableitet. Ob das alte
Dun, ein Hügel, wegen der abhängigen Seiten, auch hierher
gehöret, lässet sich nicht mit Gewißheit behaupten. Nur
Unwissende haben dieses und vorher gehenden Wörter von den Tonnen ableiten
können, welche in donlegen Gegenden auf dem Liegenden aufliegen. Was die
letzte Hälfte des Wortes donlege betrifft, so bedeutet zwar leeg, noch
jetzt in Niedersachsen niedrig, und figürlich auch böse, schlimm,
lasterhaft, womit auch das Schwedische laeg, das Isländ. lagr,
überein kommt. Allein weil dieses Wort alsdann eine ungewöhnliche
Tavtologie enthalten würde, so scheinet lege und Lage hier überhaupt
die Richtung zu bedeuten.
S. Lage und liegen. [
1515-1516]