Der Daumen
, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutiv. Das Däumchen,
Oberdeutsch das Däumlein. 1) Der erste und dickste Finger an der Hand,
welcher ein wenig außer der Ordnung der Übrigen stehet. Einem die
Daumen schrauben, eine Art der Tortur, da die Daumen in einen Schraubestock
eingeschroben werden; im Oberdeutschen däumeln, dameln. Einem den Daumen
auf das Auge setzen oder halten, ihn in seinen gehörigen Schranken
erhalten, einem den Daumen drehen, ihm schmeicheln, nach dem Munde reden, und
einem den Daumen halten, ihm mit Rath und That beystehen, gehören in die
figürliche Art zu reden des großen Haufens. Die letzte Redensart ist
vermuthlich aus dem abergläubigen Vertrauen entstanden, welches die
Unwissenheit in den Daumen eines Gehenkten setzet, dem man eine große
Kraft Glück zu bringen zuschreibet;
S. Diebesdaumen. 2) Die Breite eines Daumens, ein Zoll.
Sechs Daumen, sechs Zoll. Eines Daumens breit. 3) In den Wassermühlen,
werden die Hebearme, welche die Stampfen, Hämmer, oder andere Körper
aufheben, auch Daumen, und Welle, woran sie befestiget sind, die Daumenwelle
genannt.
S. Däumling; ent- [
1419-1420] wed er wegen einiger Ähnlichkeit mit dem Daumen an der Hand, oder
auch als ein Überbleibsel der ersten eigentlichen Bedeutung dieses
Wortes.Anm. In dem Galischen Gesetze lautet dieses Wort Tam, wenigstens rechnet
man die letzte Hälfte von Alachtam hierher; im Schwabensp. Dumen, im
Oberdeutschen Taumen, im Nieders. Duum, im Holländ. Duym, im Angels.
Thuma, Duma, im Engl. Thumb, im Schwed. Tumme. Vermuthlich ist mit dieser
Benennung auf die kurze dicke Gestalt dieses Fingers gesehen worden, und
alsdann würde dieses Wort das Stammwort von Stamm, Stampf, Stumpf seyn,
welche sich bloß durch den vorgesetzten Zischlaut von jenem unterscheiden;
S. diese Wörter. Im Isländ. Bedeutet Thuma die
Hand; der Daumen aber heißt in dieser Sprache Tumling, so wie die alten
Schweden ihn Thumul, Thumal, gleichsam die kleine Hand, nannten. Auch in dieser
Bedeutung lässet sich das Wort bequem auf Stamm oder Stumpf zurück
führen.In der Declination dieses Wortes weichen die Deutschen Mundarten
sehr von einander ab. Die oben angezeigte ist im Hoch- und Oberdeutschen die
üblichste. Andere, besonders die aus einer Mischung von Hochdeutschen und
Niedersachsen bestehen, decliniren es, der Daum, des -s, plur. die Däume,
andere, der Daum, des -en, plur. die -en, noch andere der Daum, des -ens, plur.
die -en. Diese Verschiedenheit, erstrecket sich auch auf die Zusammensetzungen,
indem daselbst dieses Wort bald Daumen - bald nur Daum -
lautet. [
1421-1422]