Dauern
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert.
1) Ausstehen, ertragen; in welcher Bedeutung es nur im gemeinen Leben
üblich ist, und in einigen Fällen auch als ein Activum angesehen
werden kann, weil es mit der vierten Endung der Sache verbunden wird. Er hat es
nur zwölf Stunden gedauert, d. i. ausgehalten. Ich kann nicht lange ohne
Essen dauern. 2) An einem Orte verharren, verbleiben; gleichfalls nur im
gemeinen Leben. Er kann nicht lange an Einem Orte dauern. Ich kann in dem Haufe
unmöglich dauern. Er kann vor Kälte nicht dauern. In welcher
Bedeutung es gemeiniglich nur mit der Verneinung gebraucht wird. Nieders.
gedüren, in einigen Oberdeutschen Gegenden gleichfalls gedauern. 2)
Unversehrt, unverletzt fortgefahren zu seyn. Eisen und Marmor dauern lange.
Dieser Zeug dauert lange. Die Ochsen dauern länger als die Pferde, sind
unbeschadet ihrer Kräfte länger zur Arbeit zu gebrauchen. Ingleichen,
unversehrt lange dauern. Diese Art Äpfel dauert nicht, bleibt nicht lange
unversehrt. Taurt dieser Anker nur, Gryph. 4) In der weitesten Bedeutung,
fortfahren zu seyn. Ein heftiger Schmerz dauert nicht lange. Die Freude dauerte
eine kurze Zeit. Die Schlacht, die Predigt, die Komödie hat lange
gedauert.
Zion wird beständig tauren, Gryph.
Ingleichen zuweilen, obgleich eben nicht nach der besten
Figur, lange dauern.
Doch dauern auch der Menschen Freuden? Haged.
Es dauerte nicht lange, so sahe ich ihn kommen, d. i. es
verstrich nicht viel Zeit; wofür doch richtiger Währen gebraucht
wird,
S. dieses Wort.Anm. Dauern Nieders. düren, Oberd.
Tauren, Lat. durare, Franz. durer, Ital. durar, Engl. to dure, stammet sehr
wahrscheinlich von einem veralteten Worte dur, Lat. durus, Slavon. twrde, hart,
her, welches auch dadurch bestätiget wird, weil mit dauer, dauerhaft,
dauern zunächst auf die innere Festigkeit der Sache gesehen wird:
S. Harren und Verharren, welches vermuthlich auf
ähnliche Art aus hart gebildet ist. Im Schwed. bedeutet dura verbleiben,
wie dauern, 2. und im Griech -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - lange. Indessen ist doch auch merkwürdig,
daß schon das Hebr. 717 wohnen, und hernach währen, dauern, bedeutet.
Diejenigen Mundarten, welche in der ersten Sylbe keinen Doppellaut haben, wie
das Nieders. düren, Schwed. Dura, Latein. durare, Franz. durer, u. s. f.
gebrauchen kein e vor dem r. Die härtere Oberdeutsche Mundart glaubt es
auch nicht nöthig zu haben, und spricht daher tauren, dauren. Allein die
gelindere Hochdeutsche Mundart, die nicht gerne unmittelbar vor dem r einen
Doppellaut hören lässet, schiebet ein e dazwischen, und spricht
Dauer, so wiesie aus Murus, Nieders. Mur, und aus -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Nieders. Für, Mauer
und Feuer bildet. Das Verbum sollte also daueren heißen; allein das letzte
e wird, wie in andern ähnlichen Verbis, verbissen, und so wird dauern
daraus. Für dauern und andauern für dauern sind müßige
Oberdeutsche Verlängerungen. Es scheinet, daß dieses Verbum ehedem
auch eine thätige Bedeutung gehabt habe, für stärken, dauerhaft
machen.
Du hast getiuret mir den muot,
singt wenigstens Dietmar von Ast.2. [
1419-1420]