Da
, ein Bestimmungswörtchen, welches so wohl für sich
allein, als auch in seinem Zusammensetzung zu betrachten ist.I. Für sich
allein ist es in einer doppelten Gestalt üblich.1. Als ein Umstandswort,
und zwar,1) Als ein bezeichnendes Umstandswort des Ortes, Adverbium
demonstrativum, da es denn so wohl einen nahen, als einen entfernten, als auch
einen jeden Ort überhaupt bezeichnet. In ersten Falle stehet es für
hier. Da ist sie. Da bringe ich ihnen Geld. Da sind sie jetzt alle beysammen.
Da hast du bare funfzig Thaler, Nur unterlasse den Gesang,
Haged.
Wie er so hölzern da steht! Traurig und niedergeschlagen
sitzt er da und seufzet. Ingleichen in den elliptischen Redensarten; Was will
der Mensch da? Was gebe ich für das Buch da?In weiterer Bedeutung wird es
oft für gegenwärtige gebraucht, besonders mit dem Hülfsworte
seyn. Ich werde gleich wieder da seyn. Genug, mein Schöps ist da, er ist
nicht verloren.
S. Daseyn.Zuweilen wird diese Bedeutung unmerklich, und
alsdann dienet es bloß die Ründe der Rede zu erhalten. Wer da hat,
dem wird gegeben.
Aus deinem Feuermeere fließt Die Wärm - in alles, was
da ist, Ihm Kraft und Glanz zu geben, Weiße.
In welchem Falle es auch niemahls den Ton hat.Wenn es einen
mehr entfernten Ort bezeichnet, stehet es dem hier entgegen, und bedeutet so
viel als dort. Wer da? Hier stand ich, da standst du.In den im gemeinen Leben
üblichen Fragen, wo da? wo denn da? für wo? und wo denn? bedeutet es,
wie in einigen der oben angeführten Redensarten, einen Ort überhaupt,
ohne Rücksicht auf dessen Nähe oder Ferne.2) Ein beziehendes
Umstandswort, Adverbium relativum. Es beziehet sich aber,(a) Auf einem Ort,
für in welchem Orte, am welchem Orte. Ich will in ein Land reisen, da mich
niemand kennen soll. [
1359-1360] Ein Ort, da ich mich
ehrlich hinbringen kann. In diesen Fällen wo das da eine bloße
beziehende Partikel ist, gebraucht man alle Mahl lieber wo, welches das
eigentliche Relativum des Ortes ist. Indessen ist dieser Gebrauch des da sehr
alt. Schon Ottfried sagt zu seiner Zeit:
In krippa man nan legitaThar man thaz sihu nerita;
man legte ihn eine Krippe, da man das Vieh
fütterte.Allein in andern Fällen, wo es nebst der beziehenden
Bedeutung auch eine bezeichnende hat, oder wo es ein adverbium
demonstrativo-relativum ist, und für an diesem Orte, oder an denselben
Orte stehet, wird es ganz richtig gebraucht. Wo euer Schatz ist, da ist auch
euer Herz. Er kam gestern in die Stadt, und begab sich heute von da weiter.
Wenn die Partikel in diesem Falle an das Ende einer Periode zu stehen kommt, so
gebraucht man dafür lieber allda,
S. dieses Wort.(b) Aus eine Zeit, für alsdann. Ja,
wenn ich da noch lebe, willst du mich auch da nicht hoffen lassen! Was werde
ich erst da empfinden, wenn ich meinen Geliebten vor Freuden über mein
Glück erschrecken sehe! Gell. Oft wird dein Schatten in einsamen
melancholischen Stunden vor mit erscheinen; da werde ich dich immer noch
sterben sehen und weinen, Dusch. Ingleichen als ein bloßes Relativum der
Zeit. Es vergehet kein Tag, da (an welchem) ich nicht Wünsche für
dich den Himmel schicke. In dem Augenblicke, da ich alles dieses als ein Spiel
des Schicksales ansehe.(c) Auf Personen oder Sachen. Da (unter ihnen) ist
keiner der gutes thue. das ist nicht wahr, was sie da sagen, daß mich
meine Schwester sehr liebte, Weiße. Da (in der Sache) soll schon Rath
werden, ebend. Sie kennen ihn nicht? O da (in dem Falle) kennen sie einen
großen Geist weniger, Less Da (hieraus, oder an diesen Beyspiele) stehet
man, wohin ein so böses Gemüth verfallen kann.Zuweilen ist die
Beziehung dunkel, und alsdann dienet es entweder einen kleinen Unwillen zu
begleiten, oder auch nur bloß zur Vollständigkeit der Rede. Du redest
artig, da werden die Töchter studieren können, wie die Söhne,
Gell. Ja, da wird man ihn gleich aufwarten. Man sollte sich auch da noch lange
besinnen. da haben sie mir nun drein geredet.2. Als ein Bindewort, in welchem
Falle aber doch der Begriff der Zeit alle Mahl der herrschende ist. Es
bezeichnet aber1) Eine einfache Zeitfolge, uns stehet alsdann, (a) in dem
Vordersatze, für als. Da ich ihn sahe, bewegte sich mein Herz vor Freuden.
Da die Sonne aufging, ging Loth in Zoar ein. Alsdann aber folgt, (b) in dem
Nachsatze oft ein zweytes da, welches die Rede fortsetzet. Da ich ihn sahe, da
bewegete sich mein Herz vor Freuden. Da die Sonne aufging, da ging Loth in Zoar
ein. Aus den obigen Beyspielen erhellet schon, daß dieses zweyte da auch
weggelassen werden kann, ja wenn es nicht um eines besondern Nachdruckes willen
nöthig ist, die Rede in den meisten Fällen nur schleppend macht.2)
Eine Ursache, für weil oder nachdem. Da weder Stolz noch Ehrgeitz dich
dazu bewegen, so ist deine Absicht wohl tugendhaft. Da er ihn Ein Mahl gehoret
hat, so will er nun niemanden als ihn hören.3) Einen Gegensatz, in welchem
Falle es durch obgleich, indem, anstatt, ersetzet werden kann. Du lachst, da du
doch Thränen vergießen solltest. da einer genug wäre, kommen
ihrer acht. Und wenn auch dieser liebenswürdiger wäre, da er es doch
nicht ist.
Die gute Galathee! Man spricht, sie schwärz' ihr Haar, Da
doch ihr Haar schon schwarz, als sie es kaufte, war, Less.
Nur in Verbindung mit dem schon macht es einen unangenehmen
Übelklang.
Der Fürsten Macht hat meinen Fall begehrt, Und mich
verfolgt, da ich schon nichts begangen, Opitz Pf. 119, 81.
Für da ich doch u. s. f. Noch unerträglicher aber
ist folgende Stelle eben dieses Dichters aus seinem 135 Pf.
Heiden Götzen, sind nur Pracht - - Sie sind stumm, da
Mäuler sind, Da gleich Augen, doch stockblind.
Für: sie sind stumm, da sie doch Mäuler haben u. s.
f.4) Die Bedingung einer noch ungewissen Sache für wenn, da es denn den
Conjunctivum nach sich hat. Da es ja also seyn müßte. Da er ja
sterben sollte. Dieser Gebrauch ist im Hochdeutschen größten Theils
veraltet; wenigstens wird er in der reinen und anständigen Schreibart eine
schlechte Figur machen.II. Es findet sich diese Partikel aber auch in
verschiedenen Zusammensetzungen, und zwar so wohl mit Verbis, als mit
Adverbiis, als auch mit Präpositionen.1. Mit Verbis lautet sie alle Mahl
dar, denn da seyn, (das Mittelwort Daseyn ausgenommen) da bleiben, da stehen,
da sitzen, sind eben so wenig eigentliche Zusammensetzungen, als oben seyn,
unten stehen und andere mit Adverbien gebrauchte Verba. Doch von diesen soll
bey Dar etwas gesagt werden.2. Mit Adverbien wird so wohl das bezeichnende als
beziehende da zusammen gesetzet, und zwar am häufigsten so, daß es
voran stehet. Fänget sich das folgende Adverbium mit einem Consonanten an,
so bleibt da unverändert, wie in dafern, daheim, daher, dahin, damahls und
danieden. Fängt es sich aber mit einem Vocale an, so wird aus da dar, wie
in darinnen, darunten, darunter, daraußen, daroben, welche, ohnehin nur im
gemeinen Leben übliche Wörter, gemeiniglich in drinnen, drunten,
drunter, draußen, droben zusammen gezogen werden.
S. jedes dieser Wörter an seinem Orte besonders.
Immerdar hat das Oberdeutsche dar behauptet, aber in allda ist bloß das da
geblieben.
S. diese Wörter.3. Eben dieses findet auch in der
Zusammensetzung mit Präpositionen Statt. Es ist aber das dabey wohl zu
bemerken, daß da in dieser Zusammensetzung nur allein die Pronomina
demonstrativa und demonstrativo-relativa dieser, diese, dieses, und derselbe,
dieselbe, dasselbe, vertreten kann; und daß diese kein Substantiv nach
sich, wohl aber eine Präposition vor sich haben müssen, da denn der
Präposition das da vorgesetzet wird. So kann für bey diesem, bey
dieser, mit diesem, mit dieser, neben demselben, neben derselben u. s. f.
dabey, damit, daneben gesetzet werden. Ist nun der erste Buchstab der
Präposition ein Consonant, so bleibt da unverändert, wie außer
den bereits angeführten, in dadurch, dafür, dagegen, davon, davor,
dawider, dazu und dazwischen. Fängt sich aber die Präposition mit
einem Vocale an, so tritt auch hier das dar an dessen Stelle, wie in daran,
darauf, daraus, darein, darin, darüber, darum, darunter. Auch darnach hat
sein r schon lange hergebracht, ob sich gleich hier das Vorwort mit keinem
Vocale anfängt, woraus aber nicht folgt, daß man auch darneben,
darnieder, darmit u. s. f. schreiben müsse, wie wohl im Oberdeutschen
geschiehet. Übrigens sind bey diesen Zusammensetzungen noch folgende
Stücke zu bemerken.1) Das r in dem dar scheinet hier bloß um des
Mehlklanges willen eingeschoben zu seyn, man müßte denn auch dieses
als ein verkürztes daher ansehen, aus welchem Worte es in darstellen,
darreichen und andern entstanden zu seyn scheinet.
S. Dar. [
1361-1362] 2) Die Pronomina,
welche auf solche Art mit Vorwörtern zusammen gezogen werden sollen,
müssen sich auf Sachen, nicht aber auf Personen beziehen. Ich habe
dafür gut gesagt, nehmlich für diese Sache, nicht aber für
diesen Menschen. Er ist der Meinung, wir wollen ihn dabey lassen; aber nicht,
er ist bey meinem Freunde, wir wollen ihn dabey lassen. Freylich machen davon,
darunter und dazwischen auch hier Ausnahmen; aber wo ist eine Regel ohne
Ausnahmen?3) Zu dieser Zusammensetzung schicken sich alle einfache
Präpositionen, welche die dritte und vierte Endung zu sich nehmen, ob sie
gleich nicht alle üblich sind. Dagen, darohne, dasonder u. s. f. hat noch
niemand gesagt. Die Präpositionen, welche die zweyte Endung erfordern,
bekommen statt da, das deß, oder der, deßhalben, deßwegen,
derhalben, derwegen.4) Unter den Pronominen verstatten nur allein dieser und
derselbe, wie schon gesagt worden, diese Zusammensetzung. Die bloßen
Relativa taugen also eigentlich nicht dazu, sondern diese bekommen das wo. Die
Zusätze, dadurch diese Auflage sich von den vorigen unterscheidet,
Gottsch. Hier muß wodurch, oder noch besser durch welche stehen. Der Tag,
daran ich ihn sehe, besser woran. das Land, darein ich euch bringen will,
für worein. Die Hand damit du segnest, für womit, u. s. f.
S. Wo.5) Es dürfen diese Zusammensetzungen auch
nicht wieder zerrissen werden, wie in Niedersachsen häufig geschiehet, und
in der deutschen Bibel mehrmahls angetroffen wird. da zankten sie sich nicht
über, für darüber zankten sie sich nicht. da gebe Gott
Glück zu, für dazu gebe Gott Glück. An dem Lande, da du ein
Fremdling innen bist, für darin, oder richtiger worin, weil es hier das
bloße Relativum welches ist. Die Stätte, da sie ihn hinlegten,
für wohin sie ihn legten.6) Eben so wenig darf das da wiederhohlet werden,
wie man im gemeinen Leben sehr oft höret. Da sorge nicht dafür,
dafür sorge nicht. da bin ich nicht dabey gewesen. da habe ich nichts
davon gehöret.
Die Ruhm und Ehresucht - - Da Rom und Griechenland so geizig
darnach stechen, Opitz.
7) In den zusammen gesetzten Wörtern dieser Art lieget
der Ton auf der Präposition, wenn das da bloß relativ ist, aber auf
dem da, wenn es zugleich demonstrativ ist. dazu soll es nicht kommen; dabey
bleibt es nicht; dawider habe ich nichts einzuwenden. Hingegen: es soll nicht
dazu kommen; es bleibt nicht dabey; ich habe nichts dawider.8) Diese
Zusammensetzung ist schon alt. Tharzua; tharmit, findet sich schon bey dem
Ottfried, dagegen hat eben derselbe pediu, für dabey, mit thiu, für
damit, und Isidors Übersetzer bidhiu, für dabey; woraus zu erhellen
scheint, daß da hier eigentlich der Artikel der ist, der hier die Stelle
der Pronominum dieser und derselbe vertritt. Ein mehreres wird bey jedem dieser
Wörter besonders angemerket werden. Im Oberdeutschen macht man dergleichen
Zusammensetzungen auch mit zusammen gesetzten Präpositionen, die aber
einem Hochdeutschen ein Ärgerniß sind, wie dabenebst, dabeneben,
dabeynebst, dabevor, darentgegen, für dagegen, dahingegen u. s. f.Anm. 1.
Im Oberdeutschen gebraucht man da noch in andern Fällen, z. B. um da
weniger, für um so viel weniger; um da angelegenster, um so viel
angelegentlicher, oder desto angelegentlicher; um da gesicherter, desto
gesicherter u. s. f.Anm. 2. So wohl das Adverbium als die Conjunction lauten
bey den ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern ohne
allen Unterschied tho. thar, dhar, do, dhuo, dhoh,dii, da. Ni uuas thar ther
firstuanti, da war keiner, der verstand, Ottfr. Oxsso auh endi Leo dhar ezssant
samant spriu, der Ochse und Löwe werden da zusammen Spreu essen, Isid. Mit
in tho kosonti, indem er mit ihnen da redete, Ottfr. Druhtin queman uuolta, tho
man alla uuorolt zalta, der Herr wollte kommen, da man alle Welt zählete,
Ottfr. Thar sprah ther Fater, ebend. Sie tho luto irharetun, da schrien sie
laut. Auch die heutigen Oberdeutschen scheinen da und dar fast ohne allen
Unterschied zu gebrauchen. Selbst Opitz und seine Zeitgenossen gebrauchen da
nur, wenn es alsdann bedeutet, in den übrigen Fällen aber auch dar.
Fern von dar, Opitz. Ist sonst kein Opfer dar? Lohenst. Fleuch eilends, fleuch,
die Schlang ist dar, Gryph.
S. Dar. Im Hochdeutschen ist dieses dar außer der
Zusammensetzung völlig veraltet; die Niedersachsen aber gebrauchen ihr
daar, so wie die Engländer ihr there, die Schweden ihr ther und thaer, und
die Holländer ihr daer am häufigsten als ein Nebenwort, zuweilen aber
auch als ein bedingendes Bindewort. daß unser da mit dem lat. tunc und
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - verwandt zu seyn scheine, haben schon andere
angemerkt. [
1363-1364]