Das Buch
, des -es, plur. die Bücher, Diminutivum das
Büchelchen, im Oberdeutschen Büchlein, Büchel, des -s, plur. ut
nom. sing. 1) Mehrere zu einem Ganze verbundene Blätter Papier oder
Pergament, ein Buch machen, mehrere Bogen Papier zu einem Buche mit einander
verbinden. In weiterer Bedeutung auch bedrucktes Papier, welches ein Buch
abgehen soll; ingleichen dessen Inhalt, so fern er in einem Buche begriffen
ist, oder eine Schrift, so fern sie zu einem künftigen Buche bestimmt ist.
Ein gebundenes Buch. Ein rohes, oder ungebundenes Buch. Ein vortreffliches, ein
mittelmäßiges, ein schlechtes Buch. Das ist ja ein allerliebstes
Büchelchen! Ein Buch schreiben, verfertigen, drucken, binden. Ein Buch in
den Druck geben, es unter die Presse geben. Die Redensart, ein Buch ausgeben,
für herausgeben, ingleichen ein Buch ausgeben lassen, oder in den Druck
ausgehen lassen, sind in der bessern Schreibart veraltet. Immer über den
Büchern liegen, im gemeinen Leben, beständig lesen. Ein Buch unter
die Presse nehmen, anfangen daran zu drucken. Ein Buch verlegen, von neuem
auflegen u. s. f. Buch erfordert in dieser engern Bedeutung einen gewissen
größern Umfang; denn Dissertationen und andere ähnliche kleine
Schriften pflegt man nicht leicht Bücher zu nennen. Bey den Kaufleuten
wird unter dem Worte Buch vorzüglich ihre Rechnungsbuch verstanden. Daher
die Redensarten, Buch halten, die Rechnung führen,
S. Buchhalter; etwas zu Buche tragen oder bringen, es in
das Rechnungsbuch schreiben, wofür einige auch wohl das Verbum buchen
brauchen. Figürlich wird auch wohl der dritte Magen der
wiederkäuenden Thiere, dessen Falten den Blättern eines Buches
gleichen, das Buch genannt,
S. Blättermagen. 2) Ein Theil eines geschriebenen
oder gedruckten Buches, eine Abtheilung des Inhaltes. Das erste Buch, das
zweyte Buch. Das Werk ist in sechs Bücher getheilet. Buch gehet hier
bloß auf den Inhalt und dessen Eintheilung, Band auf die äußere
Verbindung, und Theil auf beydes. Eine Schrift kann aus Einem Bande bestehen,
und doch mehrere Bücher oder Theile enthalten. 3) Ein Maß des
Papiers, welches des zwanzigste Theil eines Rießes ist. Ein Buch
Schreibpapier hält 24, ein Buch unbedrucktes Druckpapier aber wegen des
Ausschusses 26 Bogen. Bedrucktes Papier wird nicht nach Büchern, sondern
nach Alphabeten, jedes zu 25 Bogen gerechnet. Auch die geschlagenen Gold- oder
Silberblätter werden nach Büchern verkauft, und da hält ein Buch
Gold oder Silber zwölf bis fünf und zwanzig Blätter. In dieser
dritten Bedeutung eines Maßes hat es, wenn ein Zahlwort vorher gehet, wie
Pfund, Loth, und hundert andere, nicht Bücher, sondern nur Buch. Drey Buch
Papier.Anm. Dieses Wort lautet bey dem Kero Puah, bey dem Übersetzer
Isidors Bochh, bey dem Ottfried Buah, bey dem Willeram Buoch, in Oberschwaben
noch jetzt Buoch, Puoch, im Nieders. Book, im Holländ. Book, im Angels.
Boec, im Dän, Bog, im Schwed. und Isländ. Bok, im Engl. Book, bey dem
Ulphilas Bok. Die Ableitungen von Büche oder Buchsbaum. weil man
anfänglich auf Täfelchen dieser Bäume geschrieben, oder die
Bücher in büchene oder buchsbäumene Breter ge-bunden, wie
Lipsius will, haben wenig Wahrscheinlichkeit. Vermuthlich stammet es, so wie ds
gleich lautende Bug, von biegen ab, so daß damit auf die zusammen
gebogenen Blätter Pergament gesehen worden, welche man durch diese
Benennung den zusammen gerollten entgegen gesetzt. So wie man nun diese von dem
Zusammenrollen Volumina nannte, so nannte man jene von dem Zusammenbiegen im
Deutschen Bücher. In der achten zu Toledo gehaltenen Kirchenversammlung
wird daher auch ein Buch nach einer buchstäblichen Übersetzung
Complicamentum genannt. Ja man nannte anfänglich auch wirklich ein jedes
zusammen gebogenes Blatt Pergament ein Buch, und daher kommt es, daß Puah
bey dem Kero, und Briefpuoch, bey dem Notker, so oft einen Brief bedeuten. Der
Plural lautet im Oberdeutschen von den ältesten Zeiten an Buche oder
Büch, und daher rühret es auch, daß in einigen Zusammensetzungen
Buch - für Bücher - stehet, wie in Buchführer, Buchhändler,
Buchbinder u. s. f. Unser Hochdeutscher Plural stammet zunächst aus der
Niederdeutschen Mundart her. Dagegen bedeuten thie Buachara bey dem Ottfried
Schriftgelehrten. Um der am Ende dieses Wortes befindlichen Aspiration willen,
müssen die Hochdeutschen, wenn sie das Diminutivum dieses Wortes machen
wollen, ihr chen, an das Oberdeutsche Diminutivum hängen, Büchelchen,
wie in Sächelchen und andern geschiehet. Im Plural lautet dieses
Diminutivum auch zuweilen Bücherchen. Das Niedersächsische
Diminutivum heißt Böksken. Übrigens gebraucht Ottfried auch
Livel so wohl für ein Buch, als auch für eine besondere Abtheilung
desselben. [
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