Die Braut
, plur. die Bräute, Diminutivum Bräutchen, Oberdeutsch
Bräutlein, eine verlobte Person weiblichen Geschlechtes, und in engerer
Bedeutung, eine solche Person am Tage der Hochzeit. Sie ist eine Braut, sie ist
mit einem Manne versprochen. Ist sie schon Braut? Sie sind ja geputzt wie eine
Braut Sprichw. Wer das Glück hat, führt die Braut heim; welches um
das Jahr 871 seinen Ursprung genommen haben soll, in welchem Jahre die
Mähren die Prinzessinn eines Böhmischen Herzogs, die eine Braut war,
raubten, solche aber nebst allem geraubten Gute dem Gefolge des Bischofes Arno
von Würzburg überlassen mußten, von welchem sie unvermuthet
überfallen wurden.Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ulphilas Bruth,
bey dem Ottfried und Tatian Brut, bey dem Notker Prud, im Nieders. Brunt, im
Holländ. Bruyd, im Dän. Schwed. und Isländ. Brud, im Angels.
Bryd, im Engl. Bride. Die Abstammung desselben hat die Wortforscher zu allen
Zeiten sehr verlegen gemacht. Siegmund Feyerabend und lange nach ihm Leibnitz
legten diesem Worte eine ursprüngliche schmutzige Bedeutung bey; Skinner
leitete es von brüten ab; Wachter und die meisten nach ihm von dem alten
Scand. pryda, schmücken, zieren, Schwed. prud, geschmückt; doch
schlägt Wachter auch die Zeitwörter betrauen und berathen vor. Allein
alle diese und hundert andere Ableitungen sind unnütz, so lange die erste
eigentliche Bedeutung dieses Wortes nicht bekannt ist. Die heutige Bedeutung
ist es gewiß nicht. Bey dem Ulphilas bedeutet Bruth, so wie noch das
Franz. Bru, des Sohnes Frau, die Schnur, so wie das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - so wohl eine
Schnur, als auch eine Braut, und das Latein. Nurus so wohl eine Schnur, als
eine jede Person weiblichen Geschlechtes bedeutete. In der Sprache der heutigen
Bretagnier ist Priod nicht nur eine Ehefrau, sondern [
1167-1168] auc h ein jedes Eigenthum, Priodas die Hochzeit, Priodwr und Priodufah
ein Bräutigam, und Priaud eine Wittwe. Im alten Isländ. wird Brudur,
und im Angels. Bryda von einer jeden Person des andern Geschlechtes gebraucht.
Bey dem Notker ist Prutsamina die Kirche, und Alliliche Prutsaminga die
katholische Kirche. Brutloufti, Brautlöbde, bedeutet im Oberdeutschen von
Ottfrieds Zeiten an sehr häufig die Hochzeit, von welchem Worte Schilters
Glossar. und Frischens Wörterbuch nachgesehen werden können.
S. Bruder. in einigen der folgenden Zusammensetzungen
bedeutet Braut auch den Bräutigam. Übrigens heißt eine Braut in
den gemeinen Mundarten, so wohl Oberdeutschlandes als Niedersachsens auch ein
Gespons, und unter den Braunschweigischen Landleuten eine Nöthe,
vermuthlich von Genossinn.2. [
1169-1170]