Beystehen
, verb. irreg. neutr. (
S. Stehen,) welches mit dem Hülfsworte haben
verbunden wird. 1) Eigentlich, bey oder neben jemanden stehen; in welcher
Bedeutung es aber nicht üblich ist. 2) Figürlich, Hülfe leisten,
so wohl in Verrichtung eines Geschäftes, als auch, und zwar, am
häufigsten, zur Befreyung aus einer Noth, aus einer Verlegenheit. Einem
beystehen, ihm mit Rath und That beystehen. Ich danke ihnen, daß sie mir
so redlich beygestanden haben. Wer hat ihm beygestanden? Schleg. Im gemeine
Leben sagt man auch von den Geistlichen, welche einen Kranken oder
Verurtheilten zum Tode bereiten, daß sie ihm beystehen; oft gebraucht man
es auch von den Wehmüttern, welche einer Kindbetterinn Hülfe
leisten.Anm. Bistan, puistan, bigestan, kommt in dieser Bedeutung schon bey dem
Notker, Stryker und andern alten Schriftstellern vor. Der absolute Gebrauch
dieses Verbi, mit Auslassung der dritten Endung der Person; ein treuer Freund
stehet besser bey, denn ein Bruder, Sprichw. 18, 24, ist im Hochdeutschen eben
so ungewöhnlich, als der Gebrauch des einfachen Verbi stehen mit dem
Vorworte bey, in der Bedeutung des Helfens: wer stehet bey mir wider die
Boshaftigen? Ps. 94, 16. Billig sollte bey stehen mit dem Hülfsworte seyn
verbunden werden; allein im Hochdeutschen ist das haben fast allgemein,
vermuthlich weil beystehen, wirklich eine Thätigkeit ausdruckt, ob es
gleich der Form nach ein Neutrum ist. [
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