Betagen
, verb. reg. welches nur noch zuweilen in einer doppelten
Gattung vorkommt.I. Als ein Activum, einen Tag ansetzen, anberahmen. Sich mit
jemanden betagen, eine Zusammenkunft auf einen gewissen Tag und an einen
gewissen Orte verabreden. Ingleichen, einen betagen, ihn auf einen gewissen Tag
vorfordern, und in engerer Bedeutung, ihn vor Gericht fordern.
Heiß aber nicht auch darneben Dir vor Gerichte Rechnung
geben; Betage ja nicht deinen Knecht, Opitz Pf. 143. Verwirf die Völker
durch Gerichte,Betage sie vor dein Gerichte, ebend. Der Götter großer
Rath ließ dich hierin betagen, ebend.
d. i. vor Gericht fordern. In dieser Bedeutung war in dem
mittlern Lateine auch adiornare üblich, wovon die Franzosen noch ihr
adjourner haben.II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, verfallen,
besonders von Zinsen, Schulden u. s. f. Die Schuld ist betagt, die Zahlungszeit
ist vorhanden. Betagte Zinsen.
S. auch Betagt.Anm. In beyden Bedeutungen kommt dieses
Wort in der Sprache des gemeinen Umganges nicht mehr, wohl aber zuweilen noch
in der Gerrichtssprache vor. Ehedem bedeutete dieses Wort [
935-936] auch noch: 1) Begegnen, widerfahren, wovon in Pezens Glossarie
Beyspiele vorkommen. 2) Den Tag über an einem Orte bleiben.
Der ritter soll nicht hie betagen, der Markgr. von Hohenberg. O
we sol aber er iemer meDen morgen hie betagen, Heinrich von Morunge.
[
937-938]