Benehmen
, verb. irreg. act. (
S. Nehmen,) welches auf doppelte Art üblich ist.1.
Auf die dem Vorworte be und den damit zusammen gesetzten Verbis
gewöhnliche Art, da es mit der vierten Endung allein verbunden wird. In
dieser Bedeutung kommt es aber nur in den Münzen und bey einigen
Metallarbeitern vor, und heißt alsdann so viel als beschneiden. Die
Münzen benehmen, sie so lange beschneiden, bis sie das gehörige
Gewicht bekommen. Daher die Benehmschere, die Schere, womit solches geschiehet;
ingleichen diejenige Schere, womit die Kupferschmiede die Zaine durchschneiden.
Die Benehmwage, worauf die Münzen bey dem Benehmen gewogen werden.2.
Für das einfache nehmen, so oft solches mit der dritten Endung der Person,
und der vierten der Sache verbunden wird, so daß das Vorwort be nur die
Alemannische Verstärkung ist. Allein in dieser Bedeutung hat der Gebrauch
das Wort benehmen nur auf gewisse besondere Fälle eingeschränkt, die
man nicht nach Gutdünken vermehren darf. Besonders wird es gebraucht, 1)
so oft die Hinderung des freyen Gebrauches einer Sache ausgedruckt werden soll.
Einem das Licht benehmen. Durch dieses Haus wird uns die freye Aussicht
benommen. Der Dampf benimmt mir den Athem. Dadurch ward ihm die Sprache, der
Schlaf benommen. Einer Stadt die Zufuhre benehmen. Einem alle Gelegenheit zu
fliehen, die Gewalt etwas zu thun benehmen. Es ist mir der Zutritt zu ihm
benommen. Es ist ihm aller Vorwand, alle Ausflucht benommen worden. Warum
benimmst du dir dadurch alle Gelegenheit Gutes zu thun. Hier- [
849-850] durch wird ihm nichts benommen, entzogen. Das benimmt der
Sache nichts, schadet ihr nichts. Ingleichen, 2) durch Gründe von der
Unrichtigkeit einer Sache überzeugen. Einem seinen Zweifel benehmen.
Dadurch ist mir alle Hoffnung benommen worden. Ich habe ihm seine Furcht, seine
Sorge benommen. Man muß ihm seinen Argwohn, seinen Verdacht benehmen.
Diese Gedanken müssen den Leuten benommen werden. So auch die Benehmung.3.
Sich benehmen, sich in einer Sache verhalten oder betragen. Wir wollen sehen,
wie er sich dabey benehmen wird. Sich gut, schlecht benehmen. Wir haben euer
Benehmen mit Mißfallen vernommen, in den Kanzelleyen.Anm. Bineman,
beneman, war schon dem Ottfried, Notker und Willeram bekannt, und wurde von
ihnen für nehmen auch in solchen Fällen gebraucht, wo es jetzt nicht
mehr üblich ist. Z. B. Inan tode binam, er entriß ihn dem Tode,
Ottfr. B. 4, Kap. 3. Einem einen Amt, das Leben benehmen u. s. f. sind im
Oberdeutschen noch üblich, in welcher Mundart dieses Wort auch zuweilen
noch mit der zweyten Endung der Sache gebraucht wird; z. B. benimm mich aller
vergeblichen Sorgen. Sich mit etwas benehmen bedeutet im Niedersächsischen
so viel, als sich damit beschäftigen. [
851-852]