Beißen
, verb. irreg. neutr. et act. Imperf. ich biß, Supin.
gebissen; mit den Zähnen drücken oder verwunden. Im ersten Falle wird
es als ein Neutrum mit haben und mit dem Vorworte auf, in dem letztern aber,
oder als ein Activum, mit dem Accusativ verbunden.1. Eigentlich, von Menschen
und Thieren. Der Hund biß ihn in den Fuß. Einen in den Backen
beißen. Sich auf die Zunge oder auf die Lippen beißen, das Lachen zu
unterdrücken. Auf einen Stein, einen Knochen beißen. Nach jemanden
beißen, ihn beißen wollen. Um sich beißen. Die Zähne
zusammen beißen, aus einer heftigen unangenehmen Empfindung auf einander
drücken. In einen sauern Apfel beißen müssen, figürlich,
sich zu einer unangenehmen Sache entschließen müssen. Bey den
Jägern, welche dieses Wort nicht gerne gebrauchen, ist statt dessen fangen
üblich.
S. dieses Wort. Im gemeinen Leben wird dieses Wort aus
Unwissenheit von einigen Thieren gebraucht, die eigentlich nur durch Stechen
verwunden; z. B. die Flöhe beißen ihn. In das Gras beißen.
S. in der Anm.2. Figürlich. 1) Zerbeißen. Ich
kann es nicht beißen. 2) Essen, nur in dem niedrigen Ausdrucke, nichts zu
beißen noch zu brechen haben, Mangel an der höchsten Nothdurst
leiden. 3) Eine scharfe, zusammen ziehende körperliche Empfindung
verursachen. Der Pfeffer beißt auf der Zunge. Der Rauch beißet in die
Augen. Der Essig beißt, ist sehr scharf. Ingleichen von einer stechenden
oder juckenden Empfindung. Es juckt und beißt mich auf der Haut.
S. Beitzen. 4) Durch Spötterey eine unangenehme
Empfindung des Gemüthes erregen, in welcher Bedeutung vornehmlich das
Participium üblich ist. Ein beißender Scherz. Beißende Lieder,
Spöttereyen u. s. f. 5) Qual, Angst, Unruhe verursachen, besonders von dem
Gewissen. Mein Gewissen beißt mich nicht, macht mir keine Vorwürfe.
S. Gewissensbiß. 6) Sich beißen, im gemeinen
Leben, sich zanken.Anm. Beißen lautet bey dem Ottfried bizen, bey dem
Notker pizzen und peizen, und bedeutete ehedem so wohl mordere, als auch essen,
ja überhaupt, mit einem jeden scharfen oder spitzigen Werkzeuge verletzen.
Mit bizenden suerton, mit scharfen Schwertern, Ottfr. B. 1, Kap. 19. Der
Zischlaut in der Mitte ist der Oberdeutschen Mundart eigen. Alle übrigen
haben statt dessen ein t. Nieders. biten, Holländ. byten, Dän. bide,
Angels. bitan, Engl. to bite, Schwed. und Isländ. bita, in Bretagne
bwytta. Vielleicht gehören auch das Griech, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , in kleinen Bissen essen,
und das Hebr. pathath, mit den Zähnen zermalmen, hierher. Die im gemeinen
Leben übliche Redensart, ins Gras beißen müssen, umkommen, sein
Leben verlieren, welche vornehmlich von Soldaten gebraucht wird, welche in
einem Treffen umkommen, gehöret vermutlich nicht hierher, sondern zu dem
veralteten Zeitworte baißen, herab lassen, herab steigen, ingleichen
fallen, von welchem in dem Lateine der mittlern Zeiten bassus für niedrig
sehr üblich war, wovon noch das Franz. bas abstammet. In Strykers Gedichte
auf Carls des Großen Spanischen Feldzug kommt erpaissen für fallen,
umkommen, mehrmahls vor. Z. B. Er mues vnsamft erpaissen, Sect. 23. An einem
andern Orte: Vnz si erpaisten darnider, ingleichen Er erpaist gahes darnider.In
Heinr. von Osterdingen Heldenbuch bedeutet beyßen, ingleichen in das Gras
beyßen, vom Pferde steigen. Z. B.
Er beyßte von dem Rosse Hinnieder auf das Landt, Bl.
118.Da beyßt Wolf Dieteriche Wohl nieder in das Gras, Bl. 144.
S. auch Beitzen, ingleichen
Böschung. [
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