Aufthun
, verb. irreg. act.
S. Thun. 1) Hinauf thun, oder legen, im gemeinen Leben.
Besonders wird es in dieser Bedeutung in den Blaufarbenwerken gebraucht.2)
Öffnen, doch nur in einigen Fällen, wo man diesen Begriff ganz
allgemein, ohne nähere Bestimmung der Art und Weise auszudrucken für
gut findet. Die Thür aufthun, wofür doch aufmachen üblicher ist.
Das buch aufthun, besser aufschlagen aber öffnen. Die Ohren aufthun,
für hören, und den Mund aufthun, für sprechen, sind niedrig; das
Maul aufthun, in der letzten Bedeutung, ist zugleich verächtlich. Die
Augen aufthun, für aufmerksam sehen, gehöret gleichfalls in die
Sprache des gemeinen Lebens; doch sagt man auch in der anständigern
Sprechart figürlich: Das Unglück hat mit die augen aufgethan,
obgleich auch hier öffnen edler seyn würde. Ein Faß Bier, Wein
ec. aufthun, im gemeinen Leben, es anzapfen, anfangen davon zu verlaufen. Die
abgeernteten Felder aufthun, Erlaubniß geben, sie mit dem Vieh betreiben
zu lassen. Am häufigsten gebraucht man dieses Wort noch als ein
Reciprocum. Die Blumen thun sich auf. Die Erde that sich unter mir auf. Der
Himmel thut sich auf. Das Gestein hat sich aufgethan, in den Bergwerken, es hat
sich von dem festern Gesteine abgelöset.Anm. Bey dem Ottfried findet sich
für dieses Wort induan, d. i. entthun, und der noch ältere Kero
druckt, den Mund aufthun, durch intlohhan mund, den Mund entlochen,
aus. [
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