Thun
, [
589-590] verb. irreg. Präs. Ind. ich
thue, du thust, er thut; Conj. ich thue, du thuest, er thue; Imperf. ich tat
(in einigen Gegenden ich thäte;) Conj. ich thäte; Mittelw. gethan; Imper. thue,
thu. Es ist bald ein Activum, bald ein Neutrum, welches aber doch im letztern
Falle das Hülfswort haben erfordert. Es bedeutet, 1. Im weitesten Verstande,
eine Veränderung, besonders eine eigene Veränderung verursachen, sie sey nun
eine äußere oder eine innere, wobey es oft dem Leiden, oft dem Lassen, oft aber
auch in engerer Bedeutung dem Sagen entgegen gesetzt wird. Es ist hier von
einem überaus weiten Umfange der Bedeutung, und bezeichnet den eben angezeigten
Begriff ohne alle nähere Bestimmung der Art und Weise, des Grades u. s. f. Es
stehet Entweder ganz unbestimmt. Man muß nicht allein reden, sondern auch thun.
Sagen und thun sind zweyerley. Thun lehret thun. Du willst mich betriegen, wie
du schon andern gethan hast. Arbeitet, wie ich thue. Es ist Ein Thun, im
gemeinen Leben, es ist einerley. Oder auch mit Partikeln, die Art und Weise zum
Theil zu bestimmen. Dawider thun, handeln. Wider das Gesetz thun. Recht thun,
übel thun. Sie haben recht gethan. Das ist sehr wohl gethan. daran thun sie
wohl. Ein Mensch, der nicht gut thun will, im gemeinen Leben, der das
pflichtmäßige, gehörige Verhalten nicht beobachten will; welches Opitz noch in
der höhern Schreibart gebraucht: Die Heiden, die nicht gut gethan. das thut
nicht gut, figürlich, das wird keine guten Folgen, keine gute Wirkung haben.
Die Manufacturen thun bey und nicht gut, kommen bey uns nicht fort. Rund thun,
eine zunächst aus dem Oberdeutschen herstammende R. A. für bekannt machen. Der
Sache zu viel, zu wenig thun. Hingegen, jemanden zu viel thun, ihm Unrecht
thun. Oder mit der vierten Endung der Veränderung, oder auch der Reihe von
Veränderungen. Ich habe es schon gethan. Es ist schon gethan. Thue was dir
gebühret. Thue das Deinige. Thue was ich dir heiße. Er weiß nicht, was er thun
soll. Er weiß nicht, was er thut. Das will ich gern thun. Wenn sichs thun
lässet. Das will sich nicht thun lassen. Es andern gleich thun wollen. Etwas
aus Andacht, aus Geitz, aus Eigennutz thun. Sein Bestes, sein Möglichstes, ein
Übriges thun. Er thut nichts als essen und trinken. Thun sie mirs zu Liebe, zu
Gefallen. Jemanden etwas zu Leide thun. Aber, sich ein Leides thun, ist im
gemeinen Leben, Hand an sich selbst legen. Besonders mit Hauptwörtern. Seine
Pflicht, seine Schuldigkeit thun. Sein Amt thun. Jemanden Unrecht thun. Seine
Arbeit thun, verrichten. Gutes, Böses thun. Jemanden einen Possen thun. Thue
ihm seinen Willen, thue, was er verlangt. Jemanden einen Gefallen thun. Einem
Handreichung thun. Einen Weg für Jemanden thun. Jemanden gute Dienste thun. Bey
Leuten, die nicht scharf denken, thun witzige Blendwerke oft gute Dienste,
Gell. Da denn dieses Zeitwort das eigene hat, daß es mit einer Menge
Hauptwörter verbunden werden kann, das gleichbedeutende Zeitwort auszudrucken.
Einen Blick auf jemanden thun, auf ihn blicken. Eine Bitte thun, bitten. Eine
Reise thun, reisen. Jemanden Schaden thun, ihm schaden. Ihm Vorstellung thun.
Meldung, Erwähnung thun, melden. Abbitte, Luftstreiche, sein Gebeth thun.
Jemanden eine Ehre, eine Gnade thun. Eine gute Mahlzeit, einen Trunk, einen
Schluck, einen Zug thun. Einen Schritt, einen Gang, einen Sprung, einen Fall
thun. Einen Riß, einen Schnitt thun. Einen Schuß, einen Schrey thun. Buße thun.
Rechnung thun, ablegen. Ein Gelübde thun. Widerstand thun, leisten. Wunder
thun. Eine Predigt thun, halten. Gute Wünsche für jemanden thun. Seine Wirkung
thun. Sünde thun, sündigen. Eine Frage an jemanden thun, ihn fragen. Eine
reiche Heirath thun. Einen Einfall in ein Land thun, einfallen. Den Angriff
thun, angreifen. Und so in vielen andern Fällen mehr. So zahlreich nun die
Hauptwörter dieser Art sind, mit welchen thun solcher Gestalt verbunden, und
statt der gleich bedeutenden Zeitwörter gebraucht wird; so gehet doch solches
nicht mit allen an, indem der Gebrauch hier Ziel und Gränzen vorschreibt. So
lassen sich die biblischen Ausdrücke, einem Befehl thun, einem Verheißung thun,
im Hochdeutschen nicht gebrauchen, ob man gleich sehr wohl sagen kann, einem
ein Versprechen thun. Endlich wird dieses Zeitwort auch im Hochdeutschen,
obgleich nur in einigen wenigen Fällen, mit dem Infinitiv eines Zeitwortes und
dem Wörtchen zu verbunden. Jemanden etwas zu wissen thun, es ihm bekannt
machen, kund thun. Allein in den gemeinen Mundarten wird es mit dem bloßen
Infinitiv sehr häufig gebraucht, und zwar in einem gedoppelten Falle. (1) So
bedienet man sich desselben im Niederdeutschen und Holländischen statt des
Zeitwortes lassen. Bereiten thun, bereiten lassen. Machen thun, machen lassen,
Jemanden gehen thun, ihn gehen lassen. Nach welchem Muster die Franzosen ihre
ähnlichen Ausdrücke mit faire gebildet zu haben scheinen. In Hochdeutschen ist
diese Bedeutung völlig unbekannt. (2) In den niedrigen Hoch- und Oberdeutschen
Mundarten gehet man in dem Gebrauche dieses Zeitwortes noch weiter, wo es als
ein wahres Hülfswort gebraucht wird, alle Zeitwörter, auch Neutra damit zu
conjugieren. Essen thun, essen. Ich that gehen, ich ging. Ich will schreiben
thun, schrei- [
591-592] ben. Sie thaten singen. Thun
gehen, gehen. Opitz gebraucht diese Wortführung so gar in der edlern
Schreibart.
Ein fettes Haselhuhn, Darnach die Bürger sonst die Finger
lecken thun. Thu Unfall von mir wenden, eben ders.
Im Englischen ist diese Art des Ausdruckes gleichfalls völlig
gangbar. I do believe, ich glaube. How do you do, wie befinden sie sich,
eigentlich, wie thut ihr thun. Dieser Gebrauch ist freylich sehr bequem, weil
man nur das Zeitwort thun darf conjugieren können, um alle übrige Zeitwörter
damit abzuwandeln, daher er auch von einigen mit Recht alsdann empfohlen
worden, wenn die leichteste Sprache erfunden werden sollte. Allein im
Hochdeutschen klingt es überaus niedrig und widerwärtig. In dieser ganzen
weitern Bedeutung ist dieses Zeitwort so viel, als Veränderungen, und besonders
Veränderungen außer sich, und in noch engerm Verstande, solche Veränderungen
mit Überlegung hervor bringen. Allein, es bezeichnet diese Veränderungen bloß
als Veränderungen. Und daher rühret es vermuthlich auch, daß es seines weiten
Umfanges ungeachtet doch nicht ohne alle Einschränkung gebraucht wird. Gewisse
Veränderungen sind mit andern Zeitwörtern üblicher. So werden z. B. diejenigen
Veränderungen, welche in einem körperlichen Werke bestehen, nicht mit thun,
sondern mit machen ausgedruckt, wovon der Grund in der Abstammung beyder Wörter
zu liegen scheinet, davon in der Anmerkung. So fern es Veränderungen überhaupt
verursachen bedeutet, ist es dem leiden entgegen gesetzt; wenn es Veränderungen
außer sich bezeichnet, so stehet es dem lassen oder unterlassen, und in einigen
Fällen auch dem sagen entgegen, welches letztere im gemeinen Leben für seine
äußere Veränderung gehalten wird. 2. Wird dieses Zeitwort auch sehr häufig in
engerer und figürlicher Bedeutung gebraucht, besondere Arten der Veränderung zu
bezeichnen. Die vornehmsten sind etwa folgende. (1) Mit Ernst, mit Anstrengung
handeln oder thun; in einigen bereits eingeführten Fällen. Die Arbeit will
gethan seyn, sie erfordert Anstrengung. Man muß zur Sache thun. Wir wollen je
eher je lieber dazu thun, den Anfang damit machen. Sie müssen nur dazu thun,
und ihn fortschicken. Mit sich selbst genug zu thun haben. Diese Sache macht
mir viel zu thun, viel zu schaffen. (2) Die Ursache einer Wirkung seyn; auch
mir in einigen Fällen. Hundert Thaler thuns nicht, richten es nicht aus. Wasser
thuts freylich nicht. Es kann viel bey der Sache thun. Ich kann nichts mehr in
dieser Sache thun. Die Menge muß es thun. Es ist damit nicht gethan, es reicht
nicht zu, es ist damit nicht ausgerichtet. Wenn meine Wartung nicht thäte, er
wäre lange todt. Ja, wenn ihr nicht thätet, ich glaube, ich wäre Petern wieder
gut, Weiße. Es thuts ihm wohl was schlechters, er kann wohl mit etwas
schlechterm zufrieden seyn. (3) Gemeinschaft, Umgang, Beschäftigung mit etwas
haben, mit dem Zeitworte haben. Ich mag nichts mit der Sache zu thun haben. Mit
jemanden zu thun haben, mit ihm in Verbindung stehen. Mit wem habe ich es zu
thun? wer ist die Person, mit welcher ich rede, welche ich vor mir sehe.
Ingleichen mit machen. Sich mit jemanden zu thun machen, sich mit ihm abgeben,
unterhalten. Machen sie sich mit ihm nichts zu thun, geben sie sich nicht mit
ihm ab. Im gemeinen Leben ist mir einer Person zu thun haben, ein anständiger
Ausdruck der unterlaubten Beywohnung. (4) Pflichtmäßige Veränderungen hervor
bringen, Berufsgeschäfte verrichten. Den ganzen Tag nichts thun. Nichts zu thun
haben. Jemanden etwas zu thun geben. Zu thun bekommen. Viel zu thun haben. Ich
habe jetzt zu thun, habe [
593-594] Berufsgeschäfte. Um
sechs Uhr muß alles gethan seyn, verrichtet seyn. Was habt ihr da zu thun? Du
hast hier nichts zu thun. Besonders wird es bey den Kaufleuten von
Handelsgeschäften gebraucht. Ein Kaufmann thut viel, wenn er viele nützliche
Geschäfte hat. (5) Es ist mir darum zu thun, ich suche es zu erlangen, es liegt
mir am Herzen. Es ist ihm nur ums Geld zu thun. Es ist mir um deine Wohlfahrt
zu thun. Es ist dem Junker viel (d. i. nichts) um seinen Kammerdiener zu thun,
sondern nur um sich. In weiterm Verstande bedeutet diese Redensart aber ohne
Fürwort so viel als betreffen, auf etwas ankommen. Es ist um dein Glück zu
thun, es betrifft dein Glück. Es ist noch um Einen Monath zu thun, es kommt
noch auf Einen Monath an, es ist dazu nur noch Ein Monath nöthig. Es ist um ein
böses Stündchen zu thun. (6) Es ist um diese Sache gethan, oder es ist mit ihr
gethan, sie ist verloren. Herrn es ist mit mir gethan, Gryph. es ist aus mit
mir, ich bin verloren. Es war um ihre Gunst und um mein Glück gethan, Gell. (7)
Den Ort eines Dinges verändern, mit ausdrücklicher Meldung des Ortes, als ein
allgemeiner Ausdruck für setzen, legen, bringen u. s. f. Öhl in die Lampe,
Wasser in den Wein thun. gießen. Die Hände in die Tasche thun, stecken. Das
Pferd in den Stall thun. Salz an die Speise thun. Eine Sache bey Seite thun.
Etwas davon, dazu thun. Geld aus dem Beutel thun. Etwas aus der Hand thun,
legen. Schuhe an die Füße thun. Den Mantel umthun. Ein Kind in die Schule,
einen Knaben auf ein Handwerk thun, verdingen. Einen Bedienten von sich thun,
ihn abdanken. Dahin auch die figürlichen Arten des Ausdruckes gehören. So du
aber dich bey Zeit zu Gott thust, Hiob. 8, 5. ihn suchest, dich um seine
Gemeinschaft bewirbest. Warum thust du dich nicht von mir? Hiob 7, 19;
enfernest dich nicht von mir. So ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich thut,
Matth. 5, 17. Sich zu jemanden thun, nahe um ihn seyn, sich seine Gunst zu
erwerben, daher sich zuthun, zuthätig. Sich hervor thun, andere zu übertreffen
suchen. In mehr eigentlichen Verstande gehören hierher auch die
Zusammensetzungen aufthun, abthun, anthun, austhun, hinthun, wegthun, zuthun u.
s. f. welche insgesammt eine Veränderung des Ortes bezeichnen. Im Nieders. ist
doon auch so viel als geben, reichen: thue mir das Buch, reiche mir es her. Die
meisten Fälle dieser Bedeutung sind indessen nur im gemeinen Leben üblich, und
werden in der anständigern Schreibart gern vermieden. (8) Seine Empfindungen
durch Geberden und andere äußere Merkmahle an den Tag legen. Sehr nach etwas
thun, im gemeinen Leben, sein großes Verlangen nach etwas durch Geberden,
Bitten und Worte, merklich machen. Sehr um jemanden thun, ihn beklagen,
bedauern.
Wie sehr wir nach ihm rennen, Wie sehr wir nach ihm thun,
Opitz.
Wie mußtest du thun, wenn du es gar nicht hättest! Thun sie
doch, als wenn ihr Körper eine Spinnwebe wäre, sie stellen geberden sich so.
Scheu, blöde, furchtsam, vertraut, bekannt u. s. f. thun. Sehr ängstlich, sehr
gefährlich thun,. Klüger thun, als es sich für seine Jahre schickt.
Wenn du so böse thust, so bin ich ohne Sorgen, Rost.
Meiner Jahre wegen könnte ich in der Kleidung noch sehr jung
thun, Gell. Mit einem Frauenzimmer schön thun, sie liebkosen.
Ich fürchte, daß Damöt mit vielen freundlich thut, Gell.
Groß thun, prahlen, es sey nun durch Worte oder andere äußere
[
593-594] Zeichen. In allen diesen Fällen, welche doch
nur in der vertraulichen Sprechart einheimisch sind, bezeichnet das Zeitwort
bloß die äußern Zeichen und Gebärden, und läßt es unentschieden, ob der
Gemüthszustand damit übereinstimmet oder nicht. (9) Aber in sehr vielen
bedeutet es ausdrücklich so viel als sich stellen, Empfindungen äußern, welche
man nicht wirklich hat. Böse thun. Er that sehr gleichgültig. besonders mit der
Partikel als. Er thut, als wenn er krank wäre. Thun sie, als wenn sie meine
Muhme nicht wären, Gell. Ich muß also thun, als ob ich gar nichts wüßte, eben
derselbe. Aber das heiße ich nicht bethen, das heißt nur thun, als ob man
bethen wollte, eben ders.
Ich that, als wollte michs verdrießen, eben ders. Noch that
ich als schlummert' ich, Weiße.
Aus einer andächtigen Höflichkeit thut man zuweilen so, als
habe man sein Amt von Gott, Raben. (10) Sinnliche Empfindungen verursachen, mit
den Nebenwörtern wohl, weh, gut, sanft u. s. f. Das thut mir wohl. das thut mir
sanft. Das wird dir gut thun, figürlich, wird dir wohl bekommen, wird dir
heilsam seyn. Es wird ihm auch gut thun, wenn er einen seinen Thaler Geld mit
kriegt, wird ihm angenehm seyn. Wehe thun, schmerzen. Ein Lobspruch, den ich
mir wegen seiner Größe nicht zueignen kann, thut mir weher, als ein verdienter
Verweis, Gell. Jemanden weh thun, ihm Schmerzen, Kummer verursachen, auch
figürlich, ihm zu nahe, zu viel thun. Es thut mir leid, es ist mir leid. Im
gemeinen Leben einiger Gegenden sagt man auch, es thut mir and, für, es ist mir
bange. (11) Böses thun, ingleichen Schaden thun, beleidigen. Was habe ich
gethan? nähmlich Böses. Ich will dir nichts thun, will dich nicht persönlich
beleidigen. Was hat er dir denn gethan, daß du ihm diese Ehre nicht auch
erweisest? Gell.
Du siehst recht sauer aus, hab' ich dir was gethan? Rost.
Das thut mir nichts, kann mir nicht schaden. Es thut nichts,
wenn man dich auch auslachen sollte, es schadet nichts, hindert nichts. Noch
habe ich keinen Brief, aber das thut nichts, schadet nichts. (12) Es thut von
Nöthen, es thut nöthig, besser und gewöhnlicher, es thut Noth, für, es ist
nöthig. Jetzt thäte es Noth, man bedanke sich noch dazu, wenn man seine
Reitzungen einem Undankbaren überläßt.
Es thäte wirklich Noth Du ließest es geschehn, und würdest
niemals roth, Rost.
Es thut mir Noth, ist in meinem Leben so viel, als ich werde
von der Natur zum Stuhlgange genöthiget. (13) * Beschaffen seyn, in welcher
Bedeutung gethan seyn, ehedem sehr üblich war. Nun was es dergestalt gethan,
und dieselb hol, Theuerd. Kap. 48. sie war so beschaffen. Die Geburt Christi
war also gethan, Matth. 1, 18; ging so zu. Im Hochdeutschen, ist es in dieser
Bedeutung veraltet, wovon die Oberdeutschen noch ihr so gethan oder sothan
haben. In sothanen Umständen, in solchen. (14) In den gemeinen Mundarten hat
dieses Zeitwort noch manche andere Bedeutungen, von welchen hier einige nur
überhaupt angeführet werden sollen. Im Niederdeutschen wird es oft für gelten,
kosten gebraucht. Was thut der Rocken, wie steht er im Preise? Er hat es mir
gethan, er hat mich bezaubert, behext; im gemeinen Leben, wo thun auch ein
höflicher Ausdruck für seine Nothdurft verrichten ist. Sprichw. Es ist ein
böser Vogel, der in sein eigen Nest thut. (15) * Endlich wurde dieses Zeitwort
ehedem auch sehr häufig für machen, ein körperliches Werk, und in weiterm
Verstande, [
595-596] ein Werk hervor bringen, gebraucht.
Duomes mannen, laßt uns Menschen hervor bringen, im Isidor. Zu Vuine getan, zu
Wein gemacht, im Tatian. Dine hende taten mih, machten mich, im Notker. Diese
Bedeutung, welche eine der ersten zu seyn scheinet, ist im Hochdeutschen längst
veraltet und dem Zeitworte machen eigenthümlich überlassen worden. Das Dänische
danne, bilden, und Danlighed, die Gestalt, scheint ein Intensivum davon zu
seyn. Daher das Thun,
S. solches gleich hernach. Anm. 1. Ich thät, für ich
that, du thätest, u. s. f. im Imperf. Indic. ist eine alte Oberdeutsche Form,
welche im Hochdeutschen veraltet ist, und nur noch zuweilen in der komischen
Schreibart gebraucht wird. Die Drachen thäten auch galant. Gött. Mus. Alman.
1776. Anm. 2. Im Isidor chiduon, bey dem Kero ketuon, giduan, tuen, bey dem
Ottfried duan, bey dem Ulphilas taujan, im Nieders. doon, im Angels. don, im
Engl. do, im Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image.
Wenn man voraus setzt, wie denn bey einer gründlichen Kenntniß des Ursprunges
der Sprachen voraus gesetzt werden muß, daß alle Zeitwörter ursprünglich
Nachahmungen natürlicher Laute sind, folglich anfänglich eine sehr individuelle
Bedeutung hatten, und nochmahls auf mehrere Handlungen und Erscheinungen
angewandt wurden, welche mit einem ähnlichen Laute verbunden waren, oder doch
unter demselben gedacht wurden; so ist leicht zu beweisen, daß thun ehedem
eigentlich eine Art körperlicher, mit einem gewissen merklichen und
eigenthümlichen Laute verbundenen Verrichtung oder Handthierung bedeutet haben
müsse. Eine Spur ist davon unter andern noch in dem Englischen vorhanden, wo to
do, thun, the Do oder Doo aber, Geräusch, Lärm ist, wovon mit andern und zwar
einen höhren Grad bezeichnenden Endsylben unser toben, taub, Getös, ehedem Tos,
u. s. f. abstammen, (
S. auch Ton und Tönen.) Das oben gedachte
Niedersächsische doon, geben, reichen, hat eine merkwürdige Übereinstimmung mit
dem Lat. dare, geben, und donare, schenken, Donum, ein Geschenk, und allen
ihren Verwandten. [
595-596]