Aufsteigen
, verb. irreg. neutr. (
S. Steigen,) welches mit dem Hülfsworte seyn
verbunden wird, in die Höhe steigen.1. Eigentlich, sich vermittelst der
Füße aufwärts bewegen, wo es aber nur absolute und ohne
Beyfügung des Accusativs gebraucht wird. Aufsteigen, d. i. auf das Pferd,
oder auf den Wagen steigen. Der Accusativ wird nur in der R. A.
beygefüget, die Leiter, die Treppe auf- und absteigen, wo doch die
Vorwörter auf und ab richtiger von dem Verbo getrennet werden. Die
übrigen Arten des Gebrauches mit der vierten Endung des Nennwortes sind im
Hochdeutschen ungewöhnlich; z. B.
Wer vermag wohl, einen Berg Ohne Schwachheit aufzusteigen?
Günth. Was? Steigt der Jüngling schon die Ehrenstufen auf? ebend.
2. In weiterer Bedeutung, aufwärts beweget werden. Die
Speise im Magen steigt zuweilen auf. Diese Speise steigt mir noch auf.
S. Aufstoßen. Das Aufsteigen der Mutter, ein
unschicklicher Ausdruck des großen Haufens, die Kolik bey dem weiblichen
Geschlechte zu benennen. Der Rauch, der Dampf steigt auf. Dunkele Gewölke
stiegen über den Horizont auf und überzogen den halben Himmel, Dusch.
Es steigt ein Gewitter am Himmel auf, herauf.3. Figürlich. (a) Dem Auge
sichtbar werden, in der höhern Schreibart.
Hier steigen Felsen auf, romantische Gestalten, Dusch.
[
541-542] Schlösser steigen da in
der Einbildungskraft vor dir auf, Dusch. (b) Entstehen. Ich sahe eine angenehme
Röthe in ihrem Gesichte aufsteigen. Er würde auch den Gedanken der
Untreue nicht in sich haben aufsteigen lassen, ohne mir ihn selbst zu
entdecken, Gell. Es steigen Versuchungen, Zweifel, Begierden u. s. f. ih ihm
auf. Wie können sie einen solchen Argwohn bey sich aufsteigen lassen, von
Brawe. Vielleicht hat der erste aufsteigende Zorn sich deiner zu sehr
bemächtiget, Dusch. (c) Die aufsteigende Linie, in den
Geschlechtsregistern, diejenigen Personen, welche in gerader Linie von einem
angenommenen Stammvater herkommen, in so fern man von jenen bis zu diesem
zählet. In dem umgekehrtem Falle wird es die absteigende Linie
genannt.Anm. Aufsteigen lautet bey dem Kero und Notker ufstigan. Das Substantiv
die Aufsteigung ist, wie bey den meisten Neutris,
ungebräuchlich. [
543-544]