Aufstechen
, verb. irreg. act.
S. Stechen. 1) Mit Stichen öffnen. Eine Auster
aufstechen. Eine Blase, ein Geschwür aufstechen. Einem den Schwären
aufstechen, figürlich und im gemeinen Leben, ihm seinen Fehler, seine
schwache Seite u. s. f. zeigen, ihm eine unangenehme Wahrheit sagen. In den
Blaufarbenwerken bedeutet aufstechen so viel, als das Glas zum ersten Mahle in
dem Hafen rühren; vermuthlich, weil solches vermittelst eines Stiches
geschiehet. 2) Eine vorhandene Öffnung mit Stichen erweitern. So stechen
die Kupferstecher die von dem Scheidewasser gebeitzten Striche auf, wenn sie
selbige mit dem Grabstichel erweitern. Ingleichen von neuen stechen, wie die
Kupferstecher eine abgenutzte Kupferplatte aufzustechen pflegen. Spitzen
aufstechen, sie, wenn sie gewaschen worden, nach dem Zäckchenmuster wieder
durchstechen und plätten. 3) Mit Stichen auf etwas befestigen, bey einigen
Handwerkern. So stechen die Schuster die Lasche und Absätze auf, nachdem
erst mit einem Stechorte vorgestochen worden. 4) Mit Stichen auf eine
Fläche bezeichnen. So pflegen die Tuchmacher, wenn sie ihre Tücher in
die Walkmühle schicken, vorher ihr Zeichen oder ihren Nahmen [
539-540] aufzustechen, d. i. mit farbigen Garne einzunähen. 5)
Vermittelst der Schaufel auf einen höhern Ort bringen; besonders in den
Bergwerken, wo die durchgepochten Erzschlämme aufgestochen, d. i. mit der
Schaufel auf das Gefälle des bloßen Herdes getragen werden. 6) Einen
Hasen aufstechen, bey den Jägern so viel als auftreiben. So auch die
Aufstechung. In einigen Oberdeutschen Gegenden bedeutet dieses Wort auch
ausforschen, aufspüren, z. B. einen Pfuscher aufstechen; daher auch ein
Spion daselbst ein Aufstecher genannt wird. [
541-542]