Der Auerochs
, des -en, plur. die -en, eine Art großer wilder Ochsen,
von brauner und schwarzer Farbe, mit buckeligen Rücken und zotigen Halse
und Schultern, von welchen unser zahmer Stier abstammet. Fämin. die
Auerkuh, ein Junges das Auerkalb. In manchen Gegenden wird er noch Urochs
genannt. In Sachsen wurden ehedem an der Großenhainer Straße
dergleichen wilde Ochsen in dem Auerhause aufbehalten, welche ihren eigenen
Auerwärter hatten.Anm. Die Römer kannten dieses Thier nur durch ihre
Nachbarn die Gallier und südlichen Deutschen, entlehneten auch von ihnen
dessen Nahmen. Uri enim Gallica vox est, qua feri boves significatur, sagt
daher Macrobius Saturnal. B. 6. Kap. 4. Als Deutschland noch voller Wälder
war, hatte es auch einen Überfluß an Auerochsen. Diejenigen, welchen
sich damahls in dem Harzwalde aufhielten, beschreibt Aimonius Histor. Franc. B.
1, Kap. 1. sehr figürlich, und der Mönch von St. Gallen versichert B.
2, Kap. 11. daß sich Carl der Große oft mit der Auerochsenjagd
belustiget habe. Als Deutschland mehr bevölkert wurde, haben sich diese
Thiere, so wie viele andere, verloren. Jetzt trifft man sich noch in Pohlen und
Preußen, in dem letztern Lande aber nur noch sehr sparsam an. Im
Pohlnischen heißt dieses Thier Tur, Thuri, ohne Zweifel von dem alten
thor, groß, davon auch Taurus abstammet,
S. Thor; daher man muthmaßen könnte, daß
auch Ur und das spätere Oberdeutsche Auer eine gleiche Bedeutung gehabt,
S. Ur. Die Schweizer nennen nach Schilters Versicherung
noch jetzt einen jeden Ochsen einen Uren. Im Englischen heißt der Auerochs
Ureox, und Owre.
S. auch Bison und Büffel. [
467-468]