Au
, ein Doppellaut, welcher vorzüglich Fränkischen und
Oberdeutschen Mundarten, besonders aber der spätern Zeiten eigen ist. Die
ältesten Fränkischen und Alemannischen Schriftsteller kennen diesen
unangenehmen Doppellaut zwar auch, allein er kommt doch bey ihnen sparsamer
vor, als in den folgenden Zeiten; denn noch lange nach den Zeiten der
Schwäbischen Kaiser sagte man in Meißen, Schwaben und Franken, so
viel wie in Niedersachsen, Hus, Hut, Brut, lut, Lune, luzen, für Haus,
Haut, Braut, laut, Laune, lauschen. Erst in der letzten Hälfte des
funfzehnten Jahrhundertes, da die Oberdeutschen Mundarten überhaupt eine
merkwürdige Veränderung erlitten, wurden au und eu
häufiger.Indessen weichen die Oberdeutschen Mundarten in der Aussprache
dieses Doppellautes gar sehr von einander ab. Die gezierte Aussprache einiger
Meißnischer Gegenden verwandelt ihn bald in ein langes o, wie in Ooge,
koofen, loofen, erlooben, für Auge, kaufen, laufen, erlauben, bald in ein
langes e, wie in beteebt, erseefen, für betäubt, ersäufen. Die
Schlesische folgt ihr hierin in einigen Wörtern nach, in andern aber
lässet sie statt dessen ein oa hören, wie in Moal, soafen, für
Maul, saufen, und in noch andern lässet sie nach Art der Niedersachsen das
a gar weg, wie in druf, für drauf. Die Pfälzische und einige andere
Rheinische Mundarten, haben in vielen Fällen noch das alte aw, oder auv
beybehalten, wie in Frauven. Die Schwaben verwandeln ihn gern in ein dunkeles
langes a, die Franken in ein helles gedehntes a, die rauhe Schweizerische
Mundart in ou u. s. f.Die Niedersachsen, deren Mundart, überhaupt
genommen, gelinder, und biegsamer ist, als die Oberdeutsche, haben diesem
Doppellaute nur in sehr wenig Wörtern den Zutritt verstattet, indem sie
dessen Stelle durch o, ö und u vertretten lassen, wie in lopen,
köpen, Söge, Huus, Luus, up, ut, u. s. f. für laufen, kaufen,
Sau, Haus, Laus, auf, aus. Einige rauhere, besonders Westphälische
Mundarten kommen hierin den Oberdeutschen schon näher, und verändern
wohl gar das a und o in au, wie in slaupen, jau, Braut, Baunen u. s. f.
für schlafen, ja, Brot, Bohnen, welches auch einige gröbere
Oberdeutsche Mundarten thun, wenn sie für [
461-462] a, o und u ein au hören lassen, und lauben, graub, Schauld,
Gedauld, für laben, grob, Schuld, Geduld sprechen. [
463-464]