Das Alter
, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Die natürliche Dauer eines
jeden Dinges, besonders eines Menschen. So bedeutet Alter oder Menschenalter
oft einen Zeitraum von so viel Jahren, als ein Mensch ordentlicher Weise zu
leben pfleget. Vor der Sündfluth währete das Alter der Menschen
gemeiniglich neun hundert Jahr. Ingleichen einen Zeitraum, in welchem alle
zugleich lebende Menschen auszusterben pflegen, eine Generation, wofür man
eine Zeit von drey und dreyßig Jahren annimmt. Drey Alter, oder
Menschenalter machen also ein Jahrhundert aus.Am häufigsten aber in
eingeschränkterer Bedeutung, diejenige Zeit, welche ein Mensch, oder eine
Sache durch die Dauer bereits zurückgeleget hat. An Alter zunehmen. Wir
sind gleiches Alters, oder von gleichem Alter, in gleichem Alter. Er ist meines
Alters, oder in meinem Alter. Das Alter eines Geschlechtes. Dieses Geschlecht
ist von hohem Alter. Das Alter einer Stadt, eines Thieres, eines Baumes, u. s.
f.2) Ein gewisser Zeittheil der menschlichen Dauer, und der Zustand des
Menschen in demselben. So wird das menschliche Leben von einigen in sieben
Alter getheilet. Er ist in seinem besten Alter. Das blühende, das
männliche, das hohe Alter. Die Jugend hat ohne glücklich zu seyn,
Freuden genossen, welche die folgenden Alter nur zu beweinen haben, Dusch. Die
Glückseligkeit muß sich über alle Alter ausbreiten, worin wir
empfinden und denken, Dusch. Figürlich wird auch die Dauer der Welt in
gewisse Zeiträume eingetheilet, welche gleichfalls Alter genannt werden.
Das goldene Alter der Welt, die vorgegebene Zeit der Einfalt und
Genügsamkeit, da die Wünsche der Menschen sich noch nicht über
die wahren Bedürfnisse der Natur erstreckt haben sollen. So auch, das
silberne, das eherne Alter. Glückliches Alter unserer Väter, wie
verschieden bist du von dem unsrigen! Dusch. In der Astronomie heißen
zuweilen auch die scheinbaren Veränderungen des Mondes, Mondesalter, in
welchem Verstande Aetas lunae schon bey dem du Fresne vorkommt. In engerer
Bedeutung wird zuweilen auch eine längst verflossene Zeit das Alter
genannt, doch nur in den adverbischen Redensarten, vor Alters, ehedem, und von
Alters her, von langen Zeiten her. In den Rechten bedeutet von Alters her, seit
einer Zeit von dreyßig Jahren.3) Eine längere Dauer und die damit
verbundenen Vorzüge, im Gegensatze eines Jüngern ohne Plural. So sagt
man im gemeinen Leben oft, das Alter haben, oder das Alter von einem andern
haben, länger in dem Besitze einer Sache oder eines Rechtes seyn, als er.
Ingleichen in den Bergwerken, sein Alter augenscheinlich machen, sein
älteres Recht beweisen; das Alter erlangen, die mit dem ältern Rechte
verbundenen Vorzüge bekommen; das Alter erhalten, durch
pflichtmäßiges Betragen in dem Besitze dieser Vorzüge
verbleiben.4) Der letzte Zeittheil des natürlichen Lebens der Menschen;
ohne Plural. Mein Alter nahet heran, schleicht herein. Das Alter drückt
mich noch nicht. Der Jugend Fleiß ist des Alters Ehre. Sprichw. Alter
hilft für Thorheit nicht, alte Leute können eben so wohl Thorheiten
begehen, als junge. Vor Alter sterben, aus bloßer Erschöpfung der
Kräfte. Figürlich werden unter diesem Worte auch alte Personen
verstanden. Das Alter ist mürrisch.
Das Alter sucht die Ruh, die Jugend liebt die Freude,
Hofmannsw.
Im gemeinen Leben ist das Alter auch eine Krankheit der
Kinder und jungen Leute, wenn sie sehr alt aussehen, auch das Älterlein;
da denn der Aberglaube sie in den Backofen zu schieben pflegt, um sie wieder
jung zu backen. [
237-238] Anm. Die Alten hatten so wohl
dieses Hauptwort Alter, als das verwandte Elt, Aldi, Angels. Ylde, und noch
jetzt sind in Oberdeutschland beyde üblich, doch mit einigem Unterschiede.
Die Älte, und in Oberschwaben Alti, wird mehr von der Dauer
überhaupt, besonders lebloser Dinge, das Elter oder Älter aber
vornehmlich von dem hohen menschlichen Alter gebraucht.
S. Alt. [
239-240]