Alt
, älter, älteste, adj. et adv. welches in
verschiedenem Verstande gebraucht wird.1. Die zurückgelegte Dauer einer
Sache überhaupt zu bestimmen, in welchem Sinne es im Positivo doch nur als
ein Adverbium üblich ist. Wie alt ist er? Er ist sechzig Jahr alt. Das
Kind ist noch nicht acht Tage alt. Ich bin so alt als du. Er macht sich
älter als er ist. Wer ist der älteste unter uns? Der Brief ist schon
vier Wochen alt. Wenn das Alter eines Menschen deutlich bestimmt wird, so kann
alt im gemeinen Leben auch weggelassen werden. Sie ist noch nicht achtzehn
Jahr. Allein es in diesem Falle als ein Adjectiv zu gebrauchen, z. B. ein sechs
Wochen altes Kind, für ein Kind, das sechs Wochen alt ist, ist wider den
guten Sprachgebrauch.2. Die lange Dauer einer Sache anzudeuten, und zwar,1) In
Rücksicht auf die bloße Länge der Dauer. Eine alte Eiche. Alte
Thaler. Altes Geld. Alte Bücher. Von den ältesten Zeiten her.
Besonders von der Lebenszeit eines lebendigen Geschöpfes, und unter diesen
am häufigsten von dem Menschen. Ein alter Mann. Eine alte Frau. Alte
Leute. Er ist schon alt. Sprichw. Jung gewohnt, alt gethan, was man sich in der
Jugend angewöhnet, läßt sich im reifern Alter ohne Beschwerde
verrichten. Keiner ist zu alt, etwas zu lernen. In der gesellschaftlichen
Sprache ist der Ausdruck alte Tage auch in einigen Fällen für das
Alter üblich. Wollen sie mir auf meine alten Tage, oder in meinen alten
Tagen nicht noch eine Freude machen? Was mich angetrieben hat, in meinen alten
Tagen die Feder zu ergreifen. In den Bergwerken bedeutet der alte Mann
figürlich ein ehedem gebauetes, aber wieder verfallenes, oder
zugestürztes Feld, daher in den alten Mann bauen, so viel ist, als ein
verschüttetes Grubengebäude wieder aufräumen. Ur-alt, steinalt,
sind im gemeinen Leben übliche Ausdrücke, ein hohes Alter
anzudeuten.Ein Alter, eine Alte, wird in dieser Bedeutung, besonders in der
vertraulichen Sprechart, auch substantive gebraucht, von einer alten Person.
Alter, nimm dich in Acht! Wie froh wird der fromme Alte nicht seyn, wenn er
ihren Entschluß hören wird! Gell. An einigen Orten, besonders in
Niedersachsen, wird eine Hebamme die Alte genannt, weil dazu nur allein alte
Personen genommen zu werden pflegen.2) In Rücksicht auf etwas das
jünger ist, an Statt des Comparatives älter. So werden diejenigen
Handwerke alte Handwerke genannt, welche in einem Orte oder Lande eher
zünftig geworden sind, als andere. Alte Gewerken, in dem Bergbaue, sind
diejenigen, welche eine Zeche zuerst zu bauen angefangen haben. So auch, die
vier alten Grafen des Reiches, wofür ehedem die Grafen von Schwarzburg,
Cleve, Savoyen und Zilley gehalten wurden, im Gegensatze der jüngern
Reichsgrafen. Die alten Lateiner, im Gegensatze der neuern oder spätern.
So auch im gemeinen Leben. So ein kleiner Naseweis muß nicht darein reden,
wenn alte Leute mit einander schwatzen, Weiße. Ingleichen substantive, die
Alten, für die Ältern, in Beziehung auf die Kinder. Sie freueten sich
über der Alten Rückkunst. Mein Alter wird bald zu Hause kommen.
Sieben junge Hühner mit der Alten, mit der Henne. Sprichw. Wie die Alten
sungen, so zwitscherten die Jungen.3) In Rücksicht auf verschiedene durch
die lange Dauer in den Dingen hervor gebrachte Veränderungen. (a) Durch
das Alter entkräftet, unscheinbar, runzelig, besonders von Menschen. Er
wird vor der Zeit alt. Die vielen Widerwärtigkeiten haben ihn alt gemacht.
(b) Durch das Alter abgenutzt, unbrauchbar geworden. Alte Kleider. Ein altes
Haus. (c) Durch Alter unschmackhaft, verderbt. Alte Butter. Altes Fleisch. (d)
Durch eine lange Dauer bewährt, geübt. Ein alter Freund. Es ist eine
alte ehrliche Haut, im gemeinen Leben. Alte Liebe rostet nicht. Ein alter
Soldat, nicht so wohl wegen der Lebenszeit, als vielmehr wegen der langen
Übung der Waffen. Das sind alte verständige Leute, die werden ihnen
keinen Schaden thun. So auch, ein alter Fuchs, ein alter Schalk, ein alter
Sünder. (e) Durch lange Dauer eingewurzelt. Ein alter Haß. Eine alte
Krankheit. Ein altes Vorurtheil. Ein alter Aberglaube. (f) Wegen längerer
Dauer bekannt. Das ist etwas Altes. Das sind alte bekannte Sachen.3. Das
ehemahlige Daseyn einer Sache auszudrucken, und zwar,1) Für vormahlig,
vorig, schlechthin. Er hat seine alte Würde wieder erlangt. Die Stadt hat
ihre alte Freyheit behalten. Wie fürchte ich mich, diesen angenehmen Traum
zu verlieren, und wieder in meinem alten Jammer zu erwachen! Less. Die Sache
gehet noch immer ihren alten Gang. Wir wollen es bey dem Alten bewenden lassen.
Wir sind gute Freunde, und es bleibt bey dem Alten.2) Was seine Dauer bereits
geendiget hat, oder ehedem da gewesen ist. Das alte Testament. Alte Zeiten. Die
alte Geschichte, die Geschichte der längst verflossenen Zeiten. So auch
substantive, besonders im Plural. Die Alten, d. i. Menschen, die lange vor uns
gelebt haben. Wer sich trägt, wie die Alten gingen, der ist bey ihr ehrbar
und sittsam, Gell.
- Der Schatz, den die guten Alten Aus Einfalt beygelegt,
Cron.
Wenn von den Alten in den Werken des Geistes die Rede ist, so
werden dadurch besonders die Griechen und Römer bezeichnet. [
233-234] Man muß die Alten weder knechtisch, noch mit Verachtung, sondern
mit der gehörigen Beurtheilung lesen.3) Was wegen seiner geendigten Dauer
aus dem Gebrauche gekommen ist, veraltet. Alte Wörter. Alte Moden. Der
alte Kalender.Anm. 1. Von Alten her Es. 25, 1. für, von Alters her, ist
ungewöhnlich. Der im gemeinen Leben übliche Ausdruck, Jung und Alt,
wird am häufigsten adverbisch, ohne alle Abänderung gebraucht.
Dir unterwirft sich Jung und Alt, Haged. Und Jung und Alt
erschienen, Gell.
Mit jung und alt, 2. Mos. 10, 9. Jos. 6, 21. Obgleich Luther
solchen in andern Stellen decliniret hat. Alte mit den Jungen sollen loben den
Nahmen des Herrn, Ps. 148, 12. Ich will die Alten und Jungen zerschmeißen,
Jer. 51, 22.Anm. 2. Wachter leitet dieses Wort von dem ehemahligen alen,
wachsen, her, da es denn mit dem Lat. oleo und adultus, dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ich
wachse, viele Ähnlichkeit haben würde. Auch das Lat. olim scheint
seiner ersten Sylbe nach zu der Verwandtschaft zu gehören. Die Ungarische
und Lappländische Sprache geben uns vielleicht eine noch nähere
Abstammung an. Elam bedeutet im Lappländ. und Elem, Elen, im Ungarischen,
ich lebe, Aled oder Elet, im Lappländischen die Lebenszeit und im
Ungarischen das Leben.
S. Sajnovics Demonstrat. idioma Ungaror. et Lappon. idem esse,
S. 35. Alt würde also ursprünglich eigentlich gelebt, und das
alte Hauptwort Älte (
S. Alter) die Lebenszeit bedeuten. Indessen ist unser
Wort in der Form, worin wir es jetzt haben, schon sehr alt, nur daß die
Gothen und die damit verwandten Mundarten das o dem a vorziehen; Goth. old,
Engl. old, Dän. old, Holl. oud, Nieders. old, Angels. eald, bey den
Alemannen und Franken alt und ald. Die Niedersachsen werfen in der
Verlängerung des Wortes das d heraus, de Ollen, für die Alten, und
bringen dadurch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , alt, zugleich mit in Erinnerung.1.
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235-236]