+ Die Alefanzerey
, plur. die -en, ein größten Theils veraltetes Wort,
welches noch hin und wieder im gemeinen Leben für unwitzige Possen,
alberne, ungereimte Handlungen gebraucht wird. Alefanz bedeutete ehedem in
Oberdeutschland List, Verschlagenheit, besonders aber deren Anwendung zum
Gewinn, wie Frisch mit verschiedenen Beyspielen beweiset, denen man noch
folgende aus dem ehrlichen Hans Sachs beyfügen kann:
- Die Land und Leut beschweren, Als Räuber, Landzwinger,
Finantzer, Aufsetzmacher und Alefanzer.
Ingleichen an einem andern Orte:
Mit Schinderey und Finanz, Mit Wucher, Färkauf und
Alefanz.
Wie auch:
Wie nimbt ober handt die Finanz, Wie spitzig ist der
Alefanz.
Woraus man siehet, daß Alefanz und Alefanzer damahls
ungefähr das bedeutete, was man im Brandenburgischen unter König
Fridrich Wilhelm einen Plusmacher und Plusmacherey nannte.Anm. Frisch leitet
dieses Wort von dem Ital. al avanzo ab; allein, wenn auch der Begriff der
Verschlagenheit in Absicht auf seinen Vortheil der Stammbegriff wäre, so
ist doch eine solche Bildung eines Wortes ganz wider alle Analogie. Ihre
läßt es von dem Schwedischen fane, nörrisch, und dieß von
dem veralteten Lat. fanus, welches ehedem für fatuus üblich war,
abstammen, welches sehr weit gesucht ist, und doch die erste Hälfte des
Wortes unerklärt läßt. Bey dem Ottfried findet sich ein Wort
elibenzo, welches daselbst mit fremd verbunden wird:
Vuir zellent thir es ouch mer Bist elibenzo fremider;
wo Schilter es durch einen Verbanneten erkläret; Diet.
von Stade sehr albern durch ein einem Elephanten ähnliches Ungeheuer;
Wachter aber richtiger, durch einen, der eine fremde ausländische Sprache
spricht, von el, fremd, (
S. Elend,
Albern,) und dem veralteten benzin, fanzen, reden,
sprechen. Alefanz würde also fremdartig in Ansehung der Sprache, wie
albern, in Ansehung [
197-198] der Geberde und Tracht
bedeuten, wovon denn der Begriff des Ungereimten und Thörichten eine Figur
seyn könnte. Daß der Begriff der Verschlagenheit auf seinen Vortheil
damit verbunden worden, rühret vielleicht daher, weil man selbigen durch
Fremde und von Fremden kennen gelernet.
S. auch Firlefanzerey. [
199-200]