Albern
, -er, -ste, - adj. et adv. 1) * Ein widerwärtiges
ausländisches, fremdes Ansehen habend; eine längst veraltete
Bedeutung, welche aber doch die erste ist, wie aus der Anm. erhellet. 2) Den
Absichten, den Umständen, und in weiterer Bedeutung der gesunden Vernunft
in einem hohen Grade unangemessen, ungereimt. Albern reden, handeln. Ein
albernes Geschwätz. Ein alberner Mensch, im gemeinen Leben Meißens,
ein Alberling. Es klingt zu albern, wenn ich ihnen auf Deutsch sagen wollte,
daß ich sie liebe, Dusch. Wenn sie es nun auch gethan hätten, wollten
sie wohl so albern seyn, und sich noch dazu auslachen lassen? Gell. Sie
können leicht denken, daß ich jetzt eine sehr alberne Figur machte.
In einer engern Bedeutung ist albern, Mangel der Beurtheilungskraft bey einem
lebhaften Ingenio verrathend und darin gegründet. 3) Einfältig, an
gesundem Verstande Mangel leidend. Diese Bedeutung scheinet in der
gesellschaftlichen Sprache zu veralten; indessen kommt sie doch in Luthers
Bibelübersetzung, und in der höhern Schreibart einiger Neuern vor.
Das ist die Glückseligkeit des Thoren, daß ihn der Alberne bewundert,
Dusch.
So wohl wo Weisheit ist, als wo die Albern leben, Opitz.
Anm. 1. Die Ableitungen dieses Wortes sind insgesammt sehr
unglücklich gerathen. Wachter läßt es von bar, bloß, und
all, ganz, ganz bloß, d. i. am Verstande, abstammen; Frisch von Alp,
Nieders. Alf, Alp, welches bey den alten Deutschen ein jedes Nachtgespenst
bedeutete, dem man zuweilen allerley possenhafte Handlungen zuschrieb; andere
von dem Westphälischen abel, welches anfänglich sein, klug, witzig
bedeutet hat, nun aber mit albern gleich bedeutend ist. Es ist vielmehr aus dem
alten al, el, fremd, und bar, Geberde, äußeres Betragen, zusammen
gesetzt, (
S. in Ansehung des erstern Alefanz, und Elend, in Ansehung des
letztern aber Geberde,) oder vielmehr, vermittelst der Ableitungssylbe
bar, welche eine Ähnlichkeit, oft aber auch eine Anwesenheit, einen Besitz
bezeichnet, (
S. dieselbe,) von dem vorigen al abgeleitet. Alber
bedeutet also ein fremdes Anschen habend, wie ehrbar, scheinbar, sonderbar,
wunderbar u. s. f. woraus denn die figürliche Bedeutung des
Unangemessenen, des Unschicklichen sehr leicht folget. Es erhellet dieses zum
Theil aus dem Niedersächsischen, wo elagt, welches daselbst für
albern üblich ist, auf ähnliche Art, von el, fremd, und Laat, Gelaat,
das Lassen, die Art, wie etwas in die Augen fällt, zusammen gesetzet ist.
Daß dieses bar in ber übergegangen, wird wohl keinen Anstoß
machen. Eher könnte das angehängte n befremden; zumahl da dieses Wort
in der Oberdeutschen Mundart alber ausgesprochen, und durch alle Endungen ohne
n declinirt wird. Ein alberer Mensch. Hören [
195-196] sie doch mit diesem alberen Geschwätze auf. Frisch suchte dieses
n auch im Hochdeutschen zu verbannen, bedachte aber nicht, daß en, und
verkürzt n eine Ableitungssylbe ist, welche unter andern auch häufig
den Adjectiven auf el und er angehängt wird: einzeln, wofür die
Oberdeutschen auch nur einzel sagen, eisern, ströhern, kupfern, silbern,
nüchtern; schüchtern u. s. f. Siehe En.Anm. 2. Obgleich dieses Wort
der Oberdeutschen Mundart vorzüglich eigen ist, so stehet es doch in der
Baseler Ausgabe von Luthers neuem Testamente von 1523 mit unter den unbekannten
Wörtern, und wird daselbst durch närrisch, fanteschtisch
erkläret. Den Niederdeutschen Mundarten ist es ganz fremd, ob sie gleich
an andern gleich bedeutenden Ausdrücken reich genug sind. Besonders
drucken sie unser albern durch das vorhin schon gedachte elaat und elaatsk
aus. [
197-198]