Ähnlich
, -er, -ste, adj. et adv. ein wenig gleich, mehrere
übereinstimmige Merkmahle habend; zum Unterschiede von gleich, wenn alle
Merkmahle überein stimmen. Das Gemählde ist ihm ziemlich
ähnlich. Der Sohn steht seinem Vater im geringsten nicht ähnlich. Das
ist der Wahrheit vollkommen ähnlich. Er ist ihm in den Sitten, in der
Sprache ähnlich. Das sieht ihm sehr ähnlich, ist seiner Art zu
handeln, seiner Gemüthsbeschaffenheit gemäß. Ein ähnlicher
Fall ist mir noch nicht vorgekommen. Es geschahe mir ein ähnlicher Antrag.
Was hat man wohl von einer ähnlichen Veränderung zu besorgen? In der
Mathematik nennt man Dinge ähnlich, wenn sie einerleyVerhältnisse
haben, d. i. wenn alles bis auf die Größe an ihnen einerley ist;
gleich hingegen, wenn auch die Größe einerley ist. Im gemeinen Leben
hingegen werden gleich und ähnlich sehr oft für einander gesetzt,
S. Gleich.Anm. Aus der alten Oberdeutschen Schreibart,
anachilihho bey dem Isidor, und angelich noch bey dem Tschudi, erhellet,
daß die letzte Hälfte dieses Wortes lich oder gleich ist. In der
ersten Hälfte haben schon Wachter und Frisch das Vorwort an erkannt: nur
haben sie dessen Nachdruck verfehlet, wenn sie auf die Bedeutung des Ursprunges
fallen. Vielleicht leistet uns die Niedersächsische Mundart hier bessere
Dienste. Hier wird an häufig mit Adverbien und Adjectiven verbunden, wenn
nur etwas weniges von der Eigenschaft angedeutet werden soll, in welchem Falle
die Hochdeutschen ihr lich anzuhängen pflegen; z. B. angelb, gelblich,
anroth, röthlich, ansüß, füßlich, anhart,
härtlich, anreich, reichlich, ankleyig, ein wenig kleyig oder lettig, u.
s. f. Angleich oder ähnlich würde dem zu Folge ein wenig gleich
bedeuten, und dessen heutigen Gebrauch sehr gut ausdrucken.
S. An Anm. 7. An wird in dieser Zusammensetzung zugleich
gedehnt ausgesprochen, woraus sich das seit langer Zeit hergebrachte h in
ähnlich erklären läßt. Die Niedersachsen haben dieses
Beywort, so viel ich weiß, nicht, ungeachtet anlic schon bey den
Angelsachsen üblich war. Es scheint auch im sechzehnten Jahrhunderte,
wenigstens in einigen Oberdeutschen Gegenden, fremd gewesen zu seyn, indem es
in der Baseler Ausgabe des neuen Testamentes Lutheri von 1523 mit in das
Verzeichniß der unbekannten Wörter gesetzt, und daselbst durch gleich
erkläret wird. Es scheinet, daß man von diesem Worte auch ein Verbum
ahnen gehabt; wenigstens läßt sich dieses Wort in der alten
sprichwörtlichen R. A. Gute Nahmen gerne ahnen, conveniunt rebus nomina
saepe suis, am besten hierher rechnen. [
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