Ahnden
, verb. reg. act. sein Mißfallen über eine Sache mit
Worten oder mit der That zu erkennen geben, eine Sache bestrafen. Das Böse
ahnden. Wollen wir diesen Schimpf nicht ahnden? Der Frevel muß an ihm und
an den Seinigen geahndet werden. Es ist hier von sehr weitem Umfange, indem es
alle Arten der Bestrafung von dem bloßen Verweise an, unter sich begreift,
und im letztern Falle im Oberdeutschen eine gelindere Art des Verweises
andeutet, als verweisen, obgleich eine stärkere als vorhalten und
ausstellen.Anm. Das vorhin gedachte Aand, Aund, bedeutet in den alten Mundarten
nicht allein den Geist, die Seele, das Gemüth, sondern auch alle
stärkere Gemüthsbewegungen, besonders aber, 1) des Zornes, des
Eifers. So braucht Kero das Hauptwort der Ando, für Zorn, Eifer. Wanda ih
iz andon, wenn ich es ahnde, d. i. bestrafe, Notker.
Auf ir drey Haubtlewt tets ir andt, Theuerd. Kap. 99.
war sie zornig. 2) Der Unlust, des Mißfallens.
Denn mir das anndt thut, Theuerd. Kap. 58.
es kränket mich.
Herr mich bedünckt euch thu ant Hierinn also zu liegen
still, Ebend. Kap. 66.
In Baiern ist ahnti und ahndig noch jetzt mürrisch,
verdrießlich, und in den gemeinen Mundarten, besonders in Oberdeutschland,
ist die R. A. sehr gemein: es thut mir ahnd, es schmerzet mich. 3) Der
Sehnsucht, wohin die unter dem großen Haufen aller Provinzen
Oberdeutschlandes so bekannte R. A. gehöret: es thut mir [
185-186] ahnd um ihn oder nach ihm. Auch bey den alten
Isländern findet man, margum war ant heim, viele sehneten sich nach Hause.
4) Des Wohlgefallens, obgleich etwas seltener. Were es unserm herren ande,
wäre es unsern Herren lieb, Minnes.Wachter, der für jede Bedeutung
eines Wortes so gern ein neues Stammwort annimmt, leitet ahnden in der
Bedeutung des Unwillens, der gerechten Bestrafung von and, ent, gegen, wider,
ab. Allein man sieht leicht, wie gekünstelt und gezwungen eine solche
Herleitung ausfallen muß. Braucht man für Aand, Aund, Geist, Seele,
noch ein Stammwort, so kann man es mit Herrn Ihre ganz füglich zu dem
Geschlechte des Griechischen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und des Deutschen wehen rechnen; indem die
Benennungen des Geistes in den meisten Sprachen von dem Winde, und dem Athem
hergenommen sind, Aande auch im Dänischen noch jetzt Athem, und aande
athemen bedeutet. Da das erste a in allen diesen Wörtern gedehnt ist, und
in einigen Mundarten sogar in den Doppellaut au verwandelt worden: so siehet
man leicht, daß das h nach demselben nicht füglich weggelassen werden
könne. [
187-188]