Die Age
, plur. die -n, in der Landwirthschaft, die kleinen
zerbrechlichen Stacheln, die so wohl von den Ähren des Getreides im
Dreschen, als auch von dem Flachse im Brechen und Schwingen abgesondert werden,
und auch wohl in der verkleinernden Form Ageln, und in Niedersachsen Acheln
genannt werden. In Strasburg heißen sie Aigle, in der Wetterau die Anen,
zu Augsburg die Äge, im Holsteinischen die Eilen, in Thüringen die
Heiben, im Erzgebirge Hecheln. Wenn die Agen von dem Getreide mit den
Hülsen des ausgedroschenen Kornes vermischt sind, so bekommen sie auch den
Nahmen der Spreu, und in Niedersachsen des Kaffes, so wie die Agen, von dem
Flachse und Hanfe im Nieders. Scheve heißen, ohne Zweifel von schaven,
schaben. Die Spitzen selbst aber an den Getreideähren werden in
Oberdeutschland auch Ahnen, Äge, Aglest, Aun, in der Lausitz Gracheln, in
Meißen Hacheln, in der Schriftsprache und bey den neuern Botanicis
Grannen, im Hennebergischen Ännen, in Niedersachsen Einen und um Bremen
Eien genannt.Anm. Agen, Fränk. und Alemann. Agena, Goth. Ahana, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Lat. Achne, und Acus, -eris, Angels. Egle, Eglan, Schwed. Agn, Engl. Awn,
bedeuten insgesammt die langen dünnen Stacheln an den Getreideähren,
und zuweilen auch die Spren, und gehören zu einem weitläufigen
Geschlechte von Wörtern, in welchen der Begriff der Spitze oder
Schärfe der Hauptbegriff ist, die daher auch so wohl in der Deutschen, als
auch in andern Sprachen ihren gemeinschaftlichen Ursprung nicht verläugnen
können. In einer alten Deutschen Bibel vor Luthern bedeutet es einen
Splitter, und ist daselbst zugleich männlichen Geschlechts; was siehest du
den Agen in deines Bruders Auge? Matth. 7, 3.
S. auch Ahl,
Art,
Ecke,
Egel,
Igel,
u. a. m. Im Singular kommt es ganz natürlich nicht
so oft vor, als im Plural, ohne daß man ihm deswegen jenen absprechen
dürfte. [
181-182]