- Zig
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1713-1714] eine Ableitungssylbe für
Zahlwörter, Zehner von den Einern abzuleiten, vierzig, vier Zehner, oder
viermahl zehen, achtzig, acht Zehner; neunzig, neun Zehner. Da die auf diese
Art abgeleiteten Zahlwörter schon sehr alt sind, so ist es kein Wunder, daß die
Nahmen der Einer dabey allerley Veränderungen erlitten haben, oder vielmehr
Überreste sehr alter Formen sind: zwanzig für zweyzig, funfzig in den
gewöhnlichen Hochdeutschen Sprecharten fufzig, für fünfzig, sechzig für
sechszig, siebzig für siebenzig. In dem einzigen dreyßig ist das z in das
gelindere ß übergegangen. Die mit dieser Sylbe abgeleiteten Wörter sind dem
Geschlechte und der Declination nach eben so unveränderlich, als alle
Grundzahlen von drey an. Zwanzig Thaler, ein und zwanzig Weiber, drey und
dreyßig Groschen. Nur wenn sie ohne Substantiv stehen, so bezeichnen sie den
Dativ: einer von zwanzigen; er hat es wohl funzigen gesagt. Von den auf diese
Art gebildeten Zahlwörtern lassen sich wieder mancherley Ableitungen bilden. So
wohl Ordnungszahlen, der, die, das zwanzigste, dreyßigste u. s. f. als
Verhältnißzahlen von diesen Ordnungszahlen, ein Zwanzigstel, Dreyßigstel,
Vierzigstel; als Zeitzahlen, ein Zwanziger, ein Mensch von zwanzig Jahren,
ingleichen ein Wein von 1720, ingleichen ein Mitglied eines Collegii von
zwanzig Personen. So auch Dreyßiger, Vierziger u. s. f. Ferner halbirende
Zahlwörter, zwanzigsthalb, dreyßigsthalb u. s. f. Anm. Diese alte
Ableitungssylbe lautet schon in dem Galischen Gesetze toc, bey den spätern
Alemannischen und Fränkischen Schriftstellern zoch, zug, zuc, zeg, im
Angelsächsischen und Niedersächsischen tig, im Schwed. tio, im Isländ. tiga, im
Engl. ty. Gemeiniglich glaubt man, daß sie aus Zug entstanden sey, indem man in
den ältesten Zeiten der rohen Einfalt immer zehn Einheiten zusammen gelegt,
dann eine solche Sammlung zu der ersten gezogen, und folglich jede solche
Sammlung einen Zug genannt. Vierzig würde also so viel als vier Züge bedeuten.
Die Ableitung ist dem ersten Anblicke nach nicht unwahrscheinlich, und wird
durch die alten Schreibarten, z. B. finfzugi bey dem Ottfried achtuzug im
Tatian, u. s. f. bestätigt; allein sie verliert bey einer genauern Untersuchung
viel von ihrer Scheinbarkeit. Denn 1. ist die angegebene alte Art zu zählen
noch mit nichts erwiesen, sondern wird zum Behuf dieser Ableitung bloß voraus
gesetzt und vermuthet. 2. Die von diesen Grundzahlen abgeleiteten
Ordnungszahlen sind bereits sehr alt, vermuthlich so alt, als jene. Im Kero ist
ahtozogosto, der achtzigste, finfzugosto, der funfzigste, zehanzugosto, der
hundertste. Wäre zig so viel als Zug, so wäre eine solche Ableitung Unsinn, und
kein vernünftiger Mensch würde darauf haben fallen können, von dem Hauptworte
Zug eine Ordnungszahl zu bilden. Es ist daher wahrscheinlicher, daß zig nichts
anders als zehn bedeutet, und aus einer alten Mundart entlehnet ist, welche das
h mit einem starken Hauche aussprach, wie im Lat. dec om, Griech. hier
nichtlateinischer Text, siehe Image. Im Schwed. gebrauchte man dafür
ehedem das Substantivum Tiug, Tijugh, welches Decadem, ein Decher, oder Zahl
von zehen bedeutete; faem tijugh, fünf Decher, oder funfzig.
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1715-1716]