Zer -
, [
1685-1686] eine alte untrennbare
Vorsylbe, welche Verbis, und einigen davon abgeleiteten Wörtern vorgesetzt
wird, eine Trennung. Auflösung der Theile durch den Begriff des Verbi zu
bezeichnen. 1. Eigentlich eine völlige Trennung, oder Auflösung der Theile
durch den Begriff des Verbi; zerfallen, aus einander fallen zerlegen, aus
einander legen, zerfließen, aus einander fließen, zerschlagen, in Stücke
schlagen, und so in den meisten folgenden Verbi. 2. Figürlich. (1) Die
Erstreckung des Begriffes des folgenden Verbi über den ganzen Gegenstand, und
die dadurch bewirkte Verderbung desselben, zu bezeichnen, welche Bedeutung denn
oft in eine Art bloßer Intension übergehet. Jemanden zerprügeln, ihn über und
über prügeln, ihn gleichsam kraftlos prügeln, sehr prügeln; zerlöchern, überall
mit Löchern versehen, und dadurch unbrauchbar machen; zerstechen, zerlumpt u.
s. f. (2) Die eigene Entkräftung durch den Begriff des Verbi, ein Übermaß der
Handlung desselben, als ein Reciprocum; aber in den allermeisten Fällen nur in
den niedrigen Sprecharten und im gemeinen Leben, wo man diese Vorsylbe fast
allen Verbis vorzusetzen pflegt, wenn man den obigen Begriff auszudrucken will:
sich zerarbeiten, zerargern, zerplagen, zermartern, zerängstigen, zerlachen,
zerlaufen, zerfragen, zergucken, zersinnen, zerstreiten u. s. f. Da diese
Bedeutung, wie schon gesagt, den edlern Schreibarten fremd ist, und höchstens
nur in der vertraulichen Statt findet, auch täglich neue Ableitungen dieser Art
gemacht werden können, so werde ich die meisten davon im Folgenden übergehen.
Anm. Da diese Vorsylbe außer der Ableitung völlig veraltet ist, so gehöret sie
auch zu den untrennbaren Vorsylben, welche ihr Verbum in keinem Falle
verlassen, und daher auch im Präterito das sonst gewöhnliche Augment ge
verdrängen: ich zerschlage, zerschlug, habe zerschlagen. Sie ist zugleich
tonlos, und kann daher in der Dichtung nicht anders als kurz gebraucht werden.
Zer ist ohne Zweifel die Wurzel von zehren, und dem Intensivo zerren, weil
beyde in dem Hauptbegriffe der Trennung der Theile überein kommen. Ehedem wurde
zu, und in noch frühern Zeiten zi, häufig für zer gebraucht: zuschlagen, bey
dem Ottfried zislagen, für zerschlagen.
S. Zu. [
1685-1686]