2. Die Zahl
, [
1643-1644] plur. die -en. 1. Der
bestimmte Begriff der Mehrheit, oder der wiederhohlten Einheit. Eine einfache,
eine gedoppelte Zahl. Eine gerade, ungerade Zahl. Drey Zahlen zusammen addiren.
Die Zahl zwey. Die goldene Zahl in der Astronomie, welche andeutet, das
wievielste Jahr ein aufgegebenes in dem Mondzirkel ist. 2. Eine Zahlfigur, oder
Ziffer. Römische Zahlen, Arabische Zahlen. 3. Im gemeinen Leben ist die Zahl
zuweilen eine bestimmte Anzahl von Dingen. So bestehet im Fischhandel eine Zahl
Platteiße, aus 110 Stück. Bey den Spinnerinnen halt eine Zahl oder ein Zaspel
Garn 10, oft aber auch 20 Gebinde, jedes von 20 Faden, und jeden Faden von 4
Ellen. 12 Zahl machen ein Stück. Der Plural lautet in dieser Bedeutung nach dem
Vorgange so vieler andern ähnlichen Wörter, welche ein Maß, u. s. f.
bezeichnen, gemeiniglich, unverändert, Zahl. 4. Der Zustand, da ein Ganzes aus
mehrern Einheiten bestehet, die Mehrheit; ohne Plural. Stark an der Zahl seyn.
Es sind ihrer nur wenig an der Zahl, oder, der Zahl nach. Der erste an der
Zahl, der Zahl nach. Ohne Zahl, d. i. in einer solcher Menge, welche nicht
gezählet werden kann. Die Sterne, die sich ohne Zahl in dem weiten Raume des
Himmels wälzen. 5. In der Sprachlehre ist die Zahl, Lat. Numerus, der Zustand,
da ein individueller Begriff entweder einfach, oder mehrfach genommen wird, und
da gibt es in den neuern Sprachen nur zwey Zahlen, den Singular, oder die
Einheit, und den Plural, oder die Mehrheit. 6. Ein Collectivum, mehrere Dinge
Einer Art in bloßer Rücksicht auf ihre Mehrheit zu bezeichnen; ohne Plural. Er
gehöret nicht unter die Zahl meiner Freunde. Aus der Zahl der Heuchler seyn.
Anm. 1. Da die Zahl ein Begriff der Mehrheit ist, so kann eins eigentlich keine
Zahl seyn, weil die Einheit nicht zugleich die Mehrheit seyn kann. Allein in
der 1sten, 2ten, und 5ten Bedeutung gebraucht man es auch von der Einheit. Anm.
2. Zahl und Anzahl sind nicht gleich bedeutend. Gemeiniglich sagt man, Zahl sey
numerus numerans. Anzahl aber numerus numeralus. Allein dieser Unterschied ist
nicht ganz richtig, weil Zahl in der letzten Bedeutung gleichfalls numerum
numeratum bezeichnet. Nach Stosch ist Anzahl eine aus einer großern Zahl
ausgehobene Menge, und so wären Zahl und An- zahl als das Ganze und ein Theil
desselben verschieden. So sage man: unter dieser großen Zahl von Menschen war
nur eine kleine Anzahl, welche sich dazu entschließen wollte. Allein mich
däucht, man kann es in diesem Falle auch umkehren, ohne den Sprachgebrauch zu
verletzen, und sagen: unter dieser großen Anzahl von Menschen war nur eine
kleine Zahl u. s. f. Der Unterschied liegt hier in der Vorsylbe an, und da
deren Bedeutung in diesem Falle sehr dunkel ist, so werden auch Zahl und Anzahl
oft für einander gebraucht; ich sage, oft, denn in vielen Fällen scheinet Zahl
die Mehrheit überhaupt, Anzahl aber in Rücksicht auf die größere oder geringere
Menge zu bezeichnen. So sagt man: unter die Zahl der Weisen, der Götter
gerechnet werden, und, in starker, geringer Anzahl kommen; etwas nach der Zahl
der vorhandenen Personen austheilen, und, eine beträchtliche Anzahl Bücher. So
daß an hier eigentlich eine Intension zu bezeichnen scheinet. Anm. 3. Das Wort
ist alt, und lautet schon von des Kero Zeiten an Zala, im Nieders. Taal und
Tall, im Engl. Tale, im Isländ. Tal, im Schwed. Tall.
S. Zählen. [
1645-1646]