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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Die Wuth | | Die Wütherey

Wüthen

, [1637-1638] verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, die Abwesenheit des Bewußtseyns durch die heftigsten Bewegungen an den Tag legen. So wohl wenn diese Abwesenheit von einer völligen Beraubung herrühret. Ein wüthender Hund, ein rasender, toller. Wüthend seyn, werden. Als auch von heftigen Leidenschaften. Vor Zorn wüthen oder toben. Wider sich selbst wüthen. In weiterer Bedeutung, in der heftigsten nachtheiligen Bewegung begriffen seyn. Das Meer wüthet. Wenn die Stürme auf der See wüthen. Das Feuer der Leidenschaft wüthete in seinem Busen. Da der Krieg so sehr wüthet. Das wüthende Heer, bey dem großen Haufen, ein Gespenst, welches sich in Gestalt vieler jagenden Personen in den Wäldern soll sehen lassen, und welches auch das Fastnachtsheer heißt. Wenn man dieses Gespenst im Meklenburgischen zu sehen, oder zu hören glaubt, so sagt man daselbst, de Woode thüt, der Wode ziehet, woraus wahrscheinlich wird, daß der Nahme wüthendes Heer aus Wodans Heer verderbt worden, und daß der ganze Aberglaube noch aus den heidnischen Zeiten herrühret, wo Wodan, oder Odin eine der vornehmsten Gottheiten des nördlichen Europa's war. Anm. Bey dem Notker und andern alten Schriftstellern, wuoten, im Schwed. ryta. Es ist vermuthlich ursprünglich eine Onomatopöie der heftigsten Bewegungen, obgleich von andern Modificationen derselben hergenommen, als toben, rasen, toll u. s. f.
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