Wer
, [
1491-1492] Genit. wessen, zusammen
gezogen weß, Dat. wem, Accusat. wen, plur. car. ein Pronomen, welches eine oder
mehrere Personen sehr unbestimmt bezeichnet, folglich ohne Unterschied des
Geschlechtes und der Zahl, daher es nur im Singular gebraucht wird. Nur muß es
eine Person seyn, was es bezeichnen soll, oder doch als Person können
betrachtet werden; ist es eine Sache, oder ist es noch ungewiß, ob es eine
Person oder Sache ist, so stehet was. (
S. dasselbe an seinem Orte.) Es wird auf verschiedene
Art gebraucht. 1. Als ein fragendes Pronomen, nach Personen ohne Unterschied
des Geschlechtes oder der Zahl, folglich sehr unbestimmt zu fragen. So wohl (1)
in unmittelbaren Fragen. Wer hat das gethan? fragt ganz unbestimmt, ohne
Rücksicht auf individuelle Umstände. Ist die Antwort, dein Freund, so
bezeichnet dieses die Gattung näher. Will der Fragende nun das Individuum
dieser Gattung wissen, so setzt welcher? die Frage fort. Wessen Haus ist das?
Wem gehört das? Wen hattest du gesehen? Oft fragt es auch nach der
Beschaffenheit. Wer ist die Frau? wie heißt sie? was ist sie? u. s. f. Wer sind
diese da? Wer kann dabey gelassen bleiben? welcher Mensch. Ja, wer hier hätte
reden dürfen! (2) Als auch in mittelbaren Fragen, eine bloße Ungewißheit der
Person zu bezeichnen. Hast du noch nicht erfahren, wer sie sind? Man stehet es
ihm gleich an, weß Geistes Kind er ist. Ich weiß nicht, wem ich es gegeben
habe. Ich weiß nicht, von wem er umgebracht worden. Es ist mir gleich viel, wer
es ist. Wer es auch sey. Welcher würde in allen diesen Fällen schon auf etwas
individuelles gehen. 2. Als ein Determinativum, eine unbestimmte Person zu
bezeichnen, auf welche ein Prädicat vermittelst des der zurück geführet wird.
Wer Ohren zu hören hat, der höre. Wer reich werden will, der fällt in
Versuchung. Wo oft noch ein da dazu kommt, wer da will reich werden. Da sich
diese Sätze in den meisten Fällen auch umdrehen lassen, der fällt in
Versuchung, wer reich werden will, so läßt sich das wer so wohl determinative
als relative gebrauchen. 3. Als ein Relativum. Gebt's, wem ihr wollt, wo
eigentlich das Determinativum dem ausgelassen ist. 4. * Als ein eigentliches
Pronomen, doch sehr unbestimmt, für jemand; ein nur in den niedrigen
Sprecharten, besonders Niedersachsens, üblicher Gebrauch, der aber doch der
älteste zu seyn scheinet. Es ist wer da, jemand. Ich höre wen kommen, jemand.
Anm. Alle Pronomina gehören mit zu den ältesten Wörtern in der Sprache,
folglich auch dieses. Es lautet von den frühesten Zeiten an hwe, hwer, im
Angels. hwa, im Niederdeutschen we, wer, im Engl. who, im Schwed. ho, hvar, Das
Lateinische quis, quae, ist genau damit verwandt.
S. auch Was. [
1493-1494]