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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Der Weise | | - Weise

Die Weise

, [1463-1464] plur. die -n, die zufällige Beschaffenheit eines Dinges, die Bestimmung des zufälligen Mannigfaltigen an demselben, wodurch es sich von Art unterscheidet, welches auch, obgleich nicht allein, die wesentliche Beschaffenheit ausdruckt, daher man oft beyde mit einander zu verbinden pflegt, Art und Weise, die wesentliche und zufällige Beschaffenheit zugleich zu bezeichnen. Da indessen Art auch häufig von der zufälligen gebraucht wird, und so in fern mit Weise gleich bedeutend ist, so wird der zusammen gesetzte Ausdruck, Art und Weise, auch sehr oft um der größern Bestimmtheit Willen für eines Wörter allein, d. i. von der bloß zufällige Beschaffenheit, gebraucht. 1. Von dieser zufällige Beschaffenheit überhaupt; ohne Plural. Auf einerley Weise, auf einerley Art und Weise gekleidet seyn. Der Stein ist auf eine ganz besondere Weise (Art) gebildet. Auf gleiche Weise, auf mancherley Weise, auf vielerley Weise. In welchem Falle es mit Weglassung der Präposition auch oft im Genitive gebraucht wird, wenn anders das vorhergehende Adjectiv diesen Casum bezeichnen kann. Eine Person, welche lediger Weise in die Wochen gekommen, ist im ledigen Stande. 2. Von besondern Arten dieser zufälligen Beschaffenheit. (a) Die gehörige oder gewöhnliche Art, gleichfalls ohne Plural; eine vorzüglich noch im Oberdeutschen übliche Bedeutung. Das ist aus der Weise, ist ungewöhnlich, außerordentlich. Aus der Weise verfahren, auf eine ausschweifende, übertriebene Art. Maß und Weise halten. Er ward ihr aus der Weise gram, Lichtw. (b) Die Art zu handeln und zu verfahren, eine der gewöhnlichsten Bedeutungen; auch ohne Plural. Aus diese Weise gehet es nicht. Es auf eine andere Weise anfangen. Auf eine ganz besondere Weise. Eine listige Weise, geld zu bekommen. Auch mit dem Genitive. Unbesonnener Weise, thörichter, grausamer Weise. (c) Jemandes gewöhnliche, angenommene Art zu denken und zu handeln; gleichfalls ohne Plural. Nach seiner Weise leben. Er kommt wieder auf seine alte Weise. Seine Weise gefällt mir nicht. Sich in jemandes Weise schicken. Er steht ziemlich schlecht bey ihr, so sehr sie sich auch nach seiner Weise richten scheint, Less. Doch, halt! ihr kennt der Eifrer Weise, Haged. (d) Die zur dunkeln Fertigkeit gewordene Art in einzelnen Fällen zu handeln, die Gewohnheit, der Gebraucht; wo der Plural wenigstens selten ist. Das soll euch eine ewige Weise seyn, in der Deutschen Bibel. Nach der Weise des Landes. (e) In einigen Sprachlehren wird die Art, wie der Begriff eines Verbi von einem Gegenstande prädiciret wird, der Modus, die Weise genannt, wofür doch andere das Wort Art gebrauchen. Beyde aber zu unbestimmt und zu allgemein, daher ihnen das Lateinische vorzuziehen ist, welches wenigstens für diesen Fall bestimmter ist. (f) Die Melodie eines Liedes, mit dem Plural; eine im Hochdeutschen größten Theils veraltete Bedeutung, vermuthlich auch, weil sie für diesen einzelnen Fall zu schwankend und unbestimmt ist. Indessen war dafür ehedem auch Sangweise und Gesangweise üblich. Anm. Schon im Isidor Vuiss, im Tatian Wis und Wisa, in den heutigen Bedeutungen, im Nieders. Wise, im Engl. Wise, im Schwed. Vis. Das hohe Alter dieses Wortes, und die Vieldeutigkeit des Verbi weisen, welche ehedem noch größer war, machen die Abstammung ungewiß. Wachter und mit ihm die meisten übrigen Etymologen, selbst Ihre nicht ausgenommen, nehmen das Verbum wesen, seyn, zum Stamm- worte an, weil die Weise in dem Wesen oder der Existenz gegründet sey. Allein sie haben nicht bedacht, theils, daß Weise selten und vielleicht nie von der wesentlichen Beschaffenheit gebraucht wird, theils aber auch, daß dieser Begriff viel zu sein und abstract ist, als daß man ihn dem rohen Zeitalter, in welches der Ursprung dieses Wortes fallen muß, zutrauen könnte. Es ist daher wahrscheinlicher, daß Weise ursprünglich die äußere Gestalt eines Dinges bedeutet hat, und in so fern von weisen, sich zeigen, darstellen, abstammet; eine Ableitung, welche der Analogie des rohen Menschenverstandes wenigstens angemessener ist. Es läßt sich zwar diese Bedeutung der Gestalt aus unsern Deutschen Alterthümern nicht erweisen, aber doch aus den verwandten Sprachen, indem im Franz. und Engl. Guise so wohl von der äußern Gestalt, der Miene und Geberde, als auch von der Gewohnheit, Weise, üblich ist. An das Gu statt des W wird sich kein Sprachkenner stoßen, weil bekannt ist, daß diese Laute häufig mit einander wechseln. Im Ital. ist die zufällige Beschaffenheit, Weise, noch jetzt Guisa. Ob sich gleich die letzte Bedeutung der Melodie füglich als einen besondern Fall der allgemeinen Bedeutung ansehen läßt, so wird es doch wahrscheinlich, daß Weise in derselben ein eigenes verschiedenes Wort ist, indem im Schwed. visa, ein Lied, Gesang, und im Finnischen weisan, singen bedeutet, welches mit dem Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image, hier nichtlateinischer Text, siehe Image, singen, und hier nichtlateinischer Text, siehe Image, ein Lied, verwandt ist. Bey den Schwäbischen Dichtern ist Vnwise, der Mißton, Mißklang. [1463-1464]
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