Weinen
, [
1457-1458] verb. reg. neutr. et act. 1.
Eigentlich, Thränen vergießen. So wohl als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
haben. Sich des Weinens nicht enthalten können. Jemanden weinen machen. Über
etwas weinen. Vor Freude, vor Betrübniß weinen.
Er klagt und weint in ihre Klagen, Gell. Und wer bey dem
Gefühl der Unschuld fühllos scheinet, Ist werth, daß auf sein Grab nie ein
Gerechter weinet, Weiße.
Ingleichen von den Augen. Sein Auge weint. Mit weinenden
Augen, vielleicht besser mit nassen, mit Thränen in den Augen. Als auch als ein
Activum, mit dem Accusativ der Thränen, oder was ihre Stelle vertritt. Bittere
Thränen weinen. Man möchte Blut weinen. 2. Figürlich, tropfen rinnen lassen,
nur in einigen Fällen. So sagt man von dem Weinstocke, wenn er beschnitten
worden, daß er weine, oder thräne, da man denn auch die Tropfen, welche er
rinnen läßt, Thränen zu nennen pflegt. So auch das Weinen. Anm. Schon im
Ottfried weinan, im Niederdeutschen wenen. im Isländ. weina, bey dem Ulphilas
queinan, im Angels. vanian, im Schwed. venga. Dem heutigen Sprachgebrauche nach
bezeichnet es bloß die Vergießung der Thränen; allein das schon gedachte
Gothische queinan bedeutete lamentari. Wäre dieses die ursprüngliche Bedeutung,
so würde es eine Onomatopöie des mit dem Weinen oft verbundenen Lautes seyn,
welches auch das davon abgeleitete winseln zu bestätigen scheinet. In den
gemeinen Sprecharten hat man sehr viele Ausdrücke, theils weinen überhaupt,
theils mit einem gewissen Laute weinen, zu bezeichnen; wohin theils flennen,
theils die Oberdeutschen zannen, greinen, grauen, theils die Niederdeutschen
liren, wupen, ninneln u. s. f. gehören.