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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

1. Weiden | | Weiden

2. Weiden

, [1447-1448] verb. reg. welches in doppelter Gestalt gebraucht wird. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. (1) Seine Nahrung auf dem Felde suchen und nehmen. Die Schafe weiden auf den Bergen, in dem Thale. Ingleichen figürlich: Warum verlangen wir in stetem Glück zu weiden, Canitz. (2) Das Vieh seine Nahrung auf dem Boden suchen lassen, in der edlern Schreibart, für das im gemeinen Leben übliche hüthen. Der junge Hirt Menalkas weidet auf dem hohen Gebirge, Geßn. 2. Als ein Activum. (1) Als Nahrung zu sich nehmen, speisen, von dem Viehe. Im eigentlichen Verstande nur selten, und vielleicht gar nicht. Zuweilen aber figürlich. Sich mit leerer Hoffnung weiden, speisen. (2) Das Vieh auf der Weide beobachten; nur in der edlern Schreibart für das niedrige hüthen. Weide meine Lämmer. 3. Figürlich, Stoff zum Vergnügen darreichen und finden, am häufigsten von den Augen; da es denn so wohl als ein eigentliches Activum, als auch als ein Reciprocum gebraucht wird. Er weidete seine Augen bloß an diesem Anblicke. Wie würden sich ihre Augen an meiner Verwirrung weiden. So auch das Weiden. Anm. Schon im Notker, und in allen alten Oberdeutschen Schriftstellern weiden, bey dem Ulphilas vitan, im Engl. feed, im Angels. fedan, im Niedersächsischen föden, Nahrung darreichen, wovon unser futtern ein gedoppeltes Iterativum und Intensivum ist. Auch im mittlern Lateine paduire, weiden.
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