Der Weg
, [
1425-1426] des -es, plur. die -e, (mit
einem gedehnten e, daher das g seine eigentliche gelinde Aussprache behält.) Es
bedeutet 1. Im weitesten und eigentlichsten Verstande, die Linie, oder den Raum
in der Länge, welchen ein Körper in seiner Bewegung beschreibet. Unterirdische
Dünste bahnen sich uns unbekannte Wege. Der Weg eines Himmelskörpers am Himmel,
dessen Bahn oder Laufbahn. Der Weg eines Vogels in der Luft, eines Fisches im
Wasser, eines Thieres auf dem Felde. Daher die figürlichen Ausdrücke: einem im
Wege stehen, ihn hindern; einem etwas in den Weg legen, so wohl auch ihn
hindern, als auch, ihn beleidigen. Einem in den Weg treten, auch, ihn zu
hindern suchen. Einem aus dem Wege gehen, eigentlich, den Raum, in welchem er
sich bewegen will, vermeiden; figürlich, seine Gegenwart meiden. Das liegt mir
im Wege, ist mir im Wege, hindert mich. Packe dich deiner Wege, besser, geh
deinen Weg, d. i. entferne dich. Auf bösen Wegen gehen, böse Absichten haben.
Ein niedriger, provinzieller Ausdruck ist, bey Wege seyn, in der Nähe seyn. In
noch weiterer Bedeutung. Es ist ein Fieber, eine Krankheit auf dem Wege, sie
wird bald ausbrechen. Dann und wann nimmt die Fantasie des Dichters einen
andern Weg. 2. In engerer Bedeutung, der Raum auf der Erdfläche, welchen man
betritt, wenn man von einem Orte zum andern reiset, da denn Weg der allgemeine
Ausdruck ist, welcher Straße, Steig, Fußsteig u. s. f. unter sich begreift. Ein
gerader, krummer Weg, ein guter, böser, schlechter Weg, ein hohler Weg oder
Hohlweg. Es ist ein weiter Weg von hier nach Paris, d. i. Paris ist weit von
hier entfernet. Auf dem Wege nach Leipzig seyn. Einen Weg gehen, reisen, fahren
u. s. f. Ehedem und noch jetzt zuweilen in der höhern Schreibart mit dem
Genitive. Gehe dieses Weges. Ich möchte dieses Weges so bald nicht wieder
kommen, Less. Im gemeinen Leben gebraucht man den Genitiv noch häufig mit
gerade. Gerades Weges nach Berlin, den geraden Weg, d. i. unmittelbar, ohne
sich an einem Orte aufzuhalten. Der Weg gehet durch den Wald, über einen Berg.
Einen Weg nehmen, einschlagen, d. i. wählen, betreten. Sie können allemahl
ihren Weg zu mir nehmen, wenn ihnen etwas mangeln sollte, d. i. zu mir kommen.
Sich auf den Weg machen, eine Reise antreten. Den rechten Weg verfehlen.
Jemanden den Weg zeigen, ihn wieder auf den rechten Weg bringen. Auf dem
rechten Wege seyn. Einen Weg zurück legen. Es ist mir aus dem Wege, ist von dem
Wege, welchen ich zu gehen habe, entfernt. Seinen Weg fortsetzen, seine Reise.
Sein Weg trug ihn durch einen heiligen Hain. Eine Meile Weges, im gemeinen
Leben, eine Meile. Ein gut Stück Weges, ein ziemlich weiter Weg. Wir haben
schon ein gut Stück Weges gemacht. Unter Weges, auf dem Wege, während der
Reise; wofür doch auf dem Wege edler ist. Den Weg aller Welt gehen, sterben.
Nur im gemeinen Leben übliche Ausdrücke sind: Unter Wege bleiben, lassen,
unterbleiben, unterlassen. Aller Wegen, an allen Orten, allenthalben. Zuwege
bringen, hervor bringen, wirklich machen, (
S. Zuwege.) Es hat gute Wege, es eilet nicht;
ingleichen, es hat nichts zu bedeuten. Mit dem Sohn hat es gute Wege, den
überlassen sie nur mir, Less. Wenn du darüber unruhig, so hat es gute Wege,
Gell. 3. Figürlich, (1) die Art und Weise eines Verfahrens. Mittel und Wege
wissen. Keines Weges, d. i. auf keinerley Art. Die Scheidung im nassen oder
trocknen Wege, in der Chymie. In alle Wege, allerdings, ist im Hochdeutschen
veraltet, so wie die Oberdeutschen solcher Wege, solcher Gestalt, in einige
Wege auf einige Art, ein so andern Weges, auf eine oder die andere Art. (2)
Noch häufiger, die Art und Weise, zu etwas zu gelangen. Einem den Weg zu den
Wissenschaften zeigen. Das ist nicht der rechte Weg, dazu zu gelangen. Krumme
Wege gehen, etwas auf eine unerlaubte Art zu erhalten suchen. Der Weg zur
Seligkeit. Er verachtet die niedrigen Wege zum Glück, Gell. Der gewisseste Weg
zu den tugendhaften und seligen Empfindungen des Herzens gegen Gott zu
gelangen, ist der Weg der Erkenntniß Gottes und seines Willens, eben ders. Ich
will den sichersten Weg gehen. Den Weg Rechtens betreten, eine gerichtliche
Klage erheben, einen Prozeß anfangen. (3) Den Weh der Tugend, der Menschheit
gehen, sich derselben befleißigen. Von dem Wege der Tugend weichen. (4) In der
Deutschen Bibel bedeutet der Weg des Herrn, die Wege Gottes, den Rathschluß
Gottes, von den menschlichen Schicksalen. Eben daselbst sind die Wege des
Menschen sein sittliches Verhalten. Anm. Schon im Isidor Vuegh, im Ottfried
Weg, bey dem Ulphilas Wigs, im Angels. Waeg, im Isl. Vegur, im Schwed. Väg, im
Engl. Way, im Lat. Via, in den ältesten Zeiten Veha. Es ist unmittelbar von der
vorigen Interjection weg, doch statt aller Ausbildung mit Veränderung des
Zeitmaßes des e, und dar darin gegründeten Aussprache des folgenden g. In den
folgenden Zusammensetzungen bekommt, um des gedehnten e und der weichen
Aussprache des g willen, das letztere daher allemahl ein e, wenn die erste
Hälfte dieses Substantivum ist, Weg weiser allein ausgenommen.
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1427-1428]