Der Wechsel
, [
1419-1420] des -s, plur. ut nom. sing.
von dem folgenden Verbo wechseln, welches in verschiedenen Bedeutungen
gebraucht wird. 1. Von dem Zustande, der Zustand, da eine Veränderung auf die
andere folgt, die Abwechselung, Veränderung; am häufigsten ohne Plural. Den
Wechsel einer Sache abwarten, ihre Veränderung. In dieser allgemeinen Bedeutung
ist es veraltet, und man gebraucht es nur noch zuweilen in der dichterischen
Schreibart, um der Kürze willen, aber gewiß nicht um einer größern
Anschaulichkeit willen, von der Zeitfolge und den mit derselben verbundenen
Veränderungen. Die Tugend ist nicht dem Wechsel der Zeit unterworfen. Neunzig
Mahl hab ich jetzt den Wechsel der Jahreszeiten gesehen, Geßn. Der
Mondswechsel. Die scheinbare Veränderung an dem Monde. In dem Bergbaue ist der
Wechsel der Wetter, der Zug der Luft, wenn die untere Luft aus- frische aber
dafür einziehet. 2. Von der Handlung; auch ohne Plural. (1) Die Handlung, da
man an einem Orte aus- oder eingehet; nur bey den Jägern, der Hirsch hat seinen
Wechsel an einem Orte, wenn er mehrmahls dasellbst angetroffen wird. (2) Die
Handlung, da man ein Ding gegen das andere gibt; wofür doch jetzt Tausch
üblicher ist. Einen Wechsel treffen, einen Tausch. Man gebraucht es nur noch in
einigen Zusammensetzungen. Briefwechsel, die Correspondenz. Der Geldwechsel, da
man ein Geschäft daraus macht, eine Geldsorte für die andere zu geben, welches
auch zuweilen der Wechsel schlechthin genannt wird. 3. Nach einer von der
vorigen Bedeutung entlehnten Figur wird Wechsel oder Wechselbrief in der
Handlung vor einer doppelten Art Verschreibungen gebraucht. (1) Ist der
Wechsel, oder bestimmter, der eigene Wechsel, eine Schuldverschreibung, welche
im Falle der Nichtzahlung zur Verfallzeit den Verhaft des Schuldners nach sich
ziehet. Einen Wechsel ausstellen, Geld auf Wechsel borgen. Einem Geld auf
Wechsel leihen. (2) Eine Anweisung, welche, wenn sie einmahl angenommen worden,
die Rechte des vorigen Wechsels hat, und daher in der Handlung statt baren
Geldes angenommen wird. Sie wird, zum Unterschiede von dem vorigen, ein
trassirter Wechsel, oder auch eine Tratte (von einem Italiänischen Worte)
genannt. Einem Geld durch Wechsel übermachen. Einen offenen Wechsel haben.
Einen Wechsel auf jemand ziehen, d. i. ausstellen, annehmen, acceptiren,
indossiren, protestiren lassen. (3) Nach einer noch weitern Figur wird zuweilen
im Leben, besonders auf Universitäten auch wohl übermachtes bares Geld der
Wechsel genannt. Seinen Wechsel bekommen, darauf warten. 4. Ein Ding, welches
eine gewisse Folge von Veränderungen in dem andern hervor bringt. In dieser
Bedeutung werden nur bey den Uhrmachern diejenigen Räder, welche den Stunden-
und Minuten-Zeiger herum führen, Wechsel genannt. 5. Dasjenige, was mit einem
andern abwechselt, nur in einigen Fällen. So ist im Bergbaue der Wechsel ein
neues Stück Bauholz, welches statt eines schadhaften eingesetzet wird. 6.
Derjenige Ort, wo zwey Dinge einer Art mit einander abwechseln, in vielen
Fällen des gemeinen Lebens. Im Bergbaue wird so wohl der Ort, wo die Theile
eines Flötzes von einem Gange oder einer Kluft getrennet werden, als auch
überhaupt, wo ein Ding aufhöret, und ein anders gleicher Art anfängt, der
Wechsel genannt. Der Wechsel der Fahrten, wo eine Grubenleiter aufhöret, und
eine andere anfängt. Bey den Jägern ist es theils der Ort, wo die Jagdtücher
zusammen stoßen, theils der Ort, wo ein Wildbret gern hin und wieder gehet,
welcher letztere auch der Wandel genannt wird. In den Wasserkünsten ist der
Wechsel so wohl der Ort, wo zwey Röhren zusammen stoßen, als auch eine kleine
Röhre, welche zwey größere verbindet. Auch die Wagner nennen denjenigen Ort, wo
zwey Felgen in der Mitte zusammen stoßen, den Wechsel. Anm. Das Wort ist alt,
und lautet schon im Isidor, und bey dem Kero uuexsal, uuehsal, wo es so wohl
für Veränderung, als auch für Tausch, gebraucht wird; im Nieders. Wessel, im
Schwed. Växel.
S. Wechseln. [
1421-1422]