Wachen
, [
1319-1320] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben bekommt. Es bedeutet 1. eigentlich, sich in demjenigen Zustande
des Bewußtseyns befinden, welcher dem Schlafen und Träumen entgegen gesetzt
ist, d. i. sich in dem Zustande zusammen hängender klarer und deutlicher
Vorstellungen befinden. Wachen und nicht schlafen. Besonders zu der zum
Schlafen bestimmten Zeit. Bey jemanden wachen. Da es denn auch häufig den
Accusativ der Zeit bekommt, ohne um deßwillen zu einem Activo zu werden. Eine
Stunde, die ganze Nacht wachen. 2. Figürlich, ununterbrochene Sorge für etwas
tragen. Für das Beste des Landes, für seine Ehre wachen. Die über alles
wachende Vorsehung. So auch das Wachen, besonders in der ersten eigentlichen
Bedeutung. Anm. Im Ottfried, Tatian u. s. f. uuachen, im Niederdeutschen waken,
im Englischen so wohl to wake, als to watch, im Schwed. vaka. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß dieses Verbum eine Art eines Intensivi von wegen in bewegen
ist, indem der Stand des Wachens doch ein Stand der Bewegung, der Stand des
Schlafens aber ein Stand der Ruhe ist. Bey dem Ottfried kommen noch zwey von
wachen abgeleitete Verba vor, wachern und wachten, welche gleichfalls für
wachen gebraucht wurden, und Intensiva und Reduplicativa davon sind. Unser
wacker und das Niederdeutsche wachten, Wache halten, sind noch davon übrig.
Auch das Lateinische vigilare ist nichts anders, als ein vermittelst der
iterativen Endung el, il, von der alten Wurzelsylbe wach, weg, abgeleitetes
Wort. Das Factitivum von wachen ist wecken. (
S. dasselbe.) Im Oberdeutschen wird auch wachen
factitive gebraucht; wenigstens gebraucht Opitz erwachen und aufwachen active
für erwecken und aufwecken.