Die Wallfahrt
, [
1365-1366] plur. die -en. 1. Eine Reise
in die Ferne, besonders eine Reise zu Fuße; eine längst veraltete Bedeutung,
welche nur noch als eine Figur übrig ist, da Wallfahrt so wie Wanderschaft
zuweilen von dem irdischen Leben gebraucht wird. 2. In engerm Verstande ist es
eine Andachtsreife zu einem heiligen Orte, in welchem es in der Römischen
Kirche noch völlig gangbar ist. Eine Wallfahrt nach Rom thun, verrichten. Anm.
Das Wort kommt, so viel ich weiß, in unsern ältern Schriftstellern nicht vor,
welche dafür Bethefahrt, Nieders. Bedefahrt, gebrauchen; daher läßt sich auch
nicht mit Gewißheit behaupten, von welchem Stamme das Wort Wall hier abzuleiten
ist. Wachter und Frisch hielten es hier für eben dasselbe Wort, womit Wahlplatz
zusammen gesetzet worden, und erklären es durch eine Fahrt zu von Leichen der
Heiligen. Allein dawider streitet theils die Aussprache, indem man nicht
Wahlfahrt, sondern Wallfahrt spricht, theils die ehedem übliche weitere
Bedeutung einer jeden Reise in die Ferne. Man leitet es daher am sichersten
entweder von dem alten wall, fremd, ab, da es denn eine Reise in die Ferne
bedeuten würde, (
S. Wälsch;) oder, noch richtiger, von dem vorigen
wallen, da es denn, wenn es keine Tavtologie enthalten soll, eine Fahrt oder
Reise zu Fuße bedeuten würde, indem wallen, so viel ich weiß, nie anders, als
von dem Reisen zu Fuße gebraucht wird, auch eine Andachtsreife eigentlich und
ursprünglich zu Fuße geschehen muß. [
1367-1368]