Die Waffe
, [
1329-1330] plur. die -n. 1. Ein jedes
Werkzeug, so wohl zur Vertheidigung, als zum Angriffe, in weicher weitern
Bedeutung noch manche Glieder und Theile derselben, womit die Natur die Thiere
zu dieser Absicht versehen hat, bey den Jägern Waffen genannt werden. So heißen
die Klauen des Habichts und anderer Raubvögel, die Klauen des Luchses, und die
vier großen Zähne der wilden Schweme Waffen; da denn auch der Singular nicht
sehen ist. Wenn der Habicht dem Hasen einen Griff gegeben hat, so hält er ihn
mit der rechten Waffe fest, mit der linken aber ergreifet er die Erde. Die vier
großen Zähne der wilden Schweine werden mit einem Collectivo auch das Gewäff
genannt. Auf ähnliche Art werden alle Dinge, welche Menschen so wohl zur
Vertheidigung, als zum Angriffe, gebrauchen, Waffen genannt, in welchem
Verstande es aber, so wie im folgenden, im Plural am üblichsten ist. 2. In
engerer Bedeutung, ein jedes künstliches, oder eigentlich dazu bestimmtes
Werkzeug zur Vertheidigung oder zum Angriffe; gemeiniglich nur im Plural. Da
diese Werkzeuge in den neuern Zeiten gar sehr verändert und vervielfältiget
worden, folglich die Deutlichkeit erfordert hat, ihnen eigene bestimmte Nahmen
zu geben, wohin besonders der Ausdruck Gewehr gehöret, so ist der allgemeinere,
folglich nicht so bestimmte, Nahme Waffen nach und nach in Abgang gekommen,
obgleich noch nicht ganz veraltet. Man gebraucht ihn noch: (a) von solchen
Werkzeugen bey Personen, welche nicht zum Kriegsstande gehören, oder keinen
Beruf haben, selbige zu tragen; doch nur als einen allgemeinen Ausdruck, wenn
man sie nicht näher bestimmen will. Tödtliche Waffen bey einem Diebe antreffen.
Verbothene Waffen tragen. Wo man zur Erklärung auch wohl noch das Wort Wehr
beyzufügen pflegt, Wehr und Waffen, ohne daß eben das eine Werkzeug zum
Angriffe, und das andere zur Vertheidigung bedeuten dürfte. (b) Als einen
allgemeinen Ausdruck solcher Werkzeuge bey solchen Völkern, welche keine
eigentlichen Feuergewehre haben, auf welche folglich die neuern Nahmen Gewehr,
Geschütz u. s. f. nicht passen. Vulkan schmiedete dem Mars seine Waffen. (c) In
manchen figürlichen Arten des Ausdruckes. Zu den Waffen greifen, sich zum
kriegerischen Angriff oder zur kriegerischen Vertheidigung rüsten. Die Waffen
tragen, ein Soldat seyn. Sein Recht durch die Waffen suchen, der Entscheidung
der Waffen überlassen. Sich in den Waffen üben. Stillstand der Waffen oder
Waffenstillstand. Die feindlichen Waffen haben gesieget. Gott wolle die
gerechten Waffen des Königes segnen! Jemanden die Waffen wider sich in die
Hände geben, die Mittel des Angriffes, auch wenn es nur Gründe u. s. f. sind.
Ihre Waffen waren Thränen. (d) In den edlern und höhern Schreibarten, so wohl
in den vorigen und andern ähnlichen figürlichen Bedeutungen, des Zustandes
öffentlicher. Feindseligkeiten, der Vertheidigung und ihrer Hülfsmittel u. s.
f. als auch wenn die im gemeinen Leben üblichen bestimmtern Ausdrücke,
besonders Gewehr, zu unedel scheinen. In dieser ganzen Bedeutung ist das Wort
als ein allgemeiner und collectiver Ausdruckt freylich nur im Plural
gebräuchlich; allein da der collective Begriff demselben nicht wesentlich ist,
so ist sein Grund vorhanden, warum wenigstens die höhere Schreibart den
Singular nicht ohne Bedenken sollte gebrauchen können, wenn sie einem zwar an
sich nicht unedlen, aber doch alltäglichen Ausdrucke, dergleichen Gewehr ist,
dadurch ausweichen kann. Als man, trotz allem Flehn, ihr jede Waffe nahm,
Alxinger. 3. In der weitesten Bedeutung pflegen manche Handwerker ihre
Werkzeuge überhaupt, auch wenn sie zur Vertheidigung oder zum Angriffe völlig
untauglich sind, Waffen zu nennen. So müssen die Kammmacher, die Hutmacher u.
s. f. zur Verfertigung des Meisterstückes ihre eigenen Waffen haben. Anm. Das
Wort ist sehr alt, indem uuafan für arma schon selt des Kero Zeiten vorkommt.
Die Niederdeutschen Mundarten und damit verwandten Sprachen haben statt des
weichen Blaselautes in der Mitte nach ihrer Gewohnheit ein p, dahin das
Niedersächs. Wapen, das Engl. weapon, das Schwed. vapn, das Isländ. wopn
gehören. Auch bey dem Ulphilas lautet das Wort wepna. (
S. Wapen;) welches davon auch im Hochdeutschen üblich
ist. Dieses hohe Alter macht zugleich die Abstammung schwer und schwankend.
Wenn es erweislich wäre, daß dieses Wort, wie Ihre glaubt, ehedem eigentlich
den Harnisch und was zur Rüstung gehöret, bedeutet hätte, so würde der Begriff
des Umgebens, Bekleidens u. s. f. füglich als der Stammbegriff können angesehen
werden, und dann würde es zu dem Gothischen bivaibam, umgeben, bekleiden, dem
Isländ. wepa, ein Kleid, Decke u. s. f. gehören, wenn anders diese nicht
vielmehr Abkömmlinge von weben sind. Die Stelle in dem Schwabenspiegel, mit
suuerten und [
1331-1332] aun uuaffen, mit Schwertern und
ohne Harnisch, scheint zwar diese Ableitung zu bestätigen. Allein da sie so
viele und weit ältere Beyspiele wider sich hat, da uuaffen nicht bloß von der
Rüstung, sondern von eigentlichen Gewehren, gebraucht wird, so kann der Begriff
der Bekleidung wenigstens nicht als der erste und herrschende angesehen werden.
Wachters und anderer Ableitungen von dem Griech. hier nichtlateinischer
Text, siehe Image, hier nichtlateinischer Text, siehe
Image, oder hier nichtlateinischer Text, siehe Image,
verdienen keine Erwähnung. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt waffen, waffena!
häufig als ein Ausruf in unangenehmen Fällen vor; z. B.
Wafena wie hat mich minne gelassen! Fridr. v. Husen. Des
erschrak mins herzens lere; Wafen wie geschah mir so! Gottfried von Riffen.
Wafen wie bin ich gescheiden Von der lieben die ich da minne! Der Schenk von
Limburg.
Allein dieses hat nur eine zufällige Verwandtschaft mit
unserm Worte, und gehöret zu dem längst veralteten Oberd. wafan, Nieders. und
Angels. weapan, wipen, heulen, weinen, wovon es allem Ansehen nach eigentlich
eine Onomatopöie ist. Waffen ist daher eine ähnliche Interjection, wie das noch
im gemeinen Leben übliche Zeter! Im Niederdeutschen ist Wapenruchte das
Zetergeschrey. [
1331-1332]