Vorn
, [
1283-1284] eine Nebenwort des Ortes, an
dem ersten oder vordersten Orte an dem vordersten Theile eines Dinges,
ingleichen im Accusativ an den vordersten Ort oder Theil; im Gegensatze des
hinten. Vorn ist das Haus neu; hinten alt, am Vordertheile. Ich ging vorn
hinein und hinten wieder hinaus. Die Spitze vorn abbrechen. Ein Pferd vorn und
hinten beschlagen. Vorn lecken und hinten kratzen. Ingleichen mit einigen
Vorwörtern. Von vorn. Er kommt von Vorn, von dem Vordertheile. So bald ich ihn
von vorn erblicke, von dem Vordertheile. Nach vorn zu gehen. Vorn wird für sich
allein und ohne Vorwort, so wie dessen Gegensatz hinten, nur im Stande der Ruhe
gebraucht, oder doch, wenn die Bewegung oder Handlung, als im Staube der Ruhe
gedacht wird. Sie lagerten sich vorn an den Wüsten, 2 Mos. 13, 20. Und sollt es
heften vornen (vorn) an den Hut, Kap. 28, 37. Fallen ihm die Haare vornen
(vorn) am Haupt aus, 3 Mos. 13, 41. Vorn sitzen, wohnen, liegen. Ist aber die
Bewegung nach vorn zu gerichtet, so gebraucht man entweder vor, besonders in
Zusammensetzungen, welches dem hinter entgegen stehet, vorlaufen, voreilen, u.
s. f. oder in manchen Fällen auch voran, voraus, vorher. Voran lau- fen. Das
biblische vorn an, vorne an, vornen an, und vorne vor, für voran, ist im
Hochdeutschen veraltet. Sie sollen vorn na ziehen, 4 Mos. 2, 9. Und die vorne
vor gingen, Marc. 11, 9. Eben so ungewöhnlich sind folgende Arten des
Gebrauches: du sollt es gegen den Gnadenstuhl sprengen vornen an, 3 Mos. 16,
14; vorn an den Gnadenstuhl. Vornen an auf allen Gassen bautest du Altäre,
Ezech. 16, 25; für vorn allein. Anm. Vorn ist aus vor und der adverbischen
Endung -en zusammen gezogen, vermittelst welcher auch hinten, oben, unten u. s.
f. gebildet sind; voren, zusammen gezogen vorn. Es ist daher unnöthig, ja
fehlerhaft, dieses en noch einmahl daran zu hängen, und vornen zu sprechen.
Vorne hat gar keine Analogie, indem auch für das e euphonicum kein Grund
vorhanden ist. Beyde Formen kommen indessen im gemeinen Leben, in der Deutschen
Bibel und bey noch ältern Schriftstellern, z. B. im Schwabensp. häufig vor, wo
die erste vornan, vorn an, lautet. Vorne schloß ein Gitterchen unser Haus, sagt
selbst noch Geßner. [
1283-1284]