Vorder
, [
1257-1258] der, die, das vordere, Superl.
vorderste, ein Beywort, was vorn ist, im Gegensatze des hintern. Der vordere
Theil des Hauses. Die vordern Zimmer, im Gegensatze des hintern. Überall der
vorderste seyn. Das vorderste zu hinters kehren. Die vordern Füße, 2 Marc. 3,
25. Die vordersten Elephanten, Kap. 13, 15. Die vordere Thür. Anm. Da das r in
dem Superlativo vorderste bildet, so erhellet daraus, daß vordere nicht der
Comparativ ist, wie fast alle Sprachlehrer behaupten, sondern der Positiv, der
vermittelst des adjectivischen e von dem veralteten Nebenworte vorder, für vorn
gebildet worden. Das Beywort selbst gehöret unter die mangelhaften, welchen
nicht allein der Comparativ, sondern auch die adverbische Form fehlet, statt
welcher das Nebenwort vorn gebraucht wird. Nur der Superlativ wird in der
Zusammensetzung zuvörderst, vor allen andern, vornehmlich adverbialiter
gebraucht. (
S. auch hintere, äußere, obere, innere, untere, welche diesem
Beyworte in der Form und dem Gebrauche ähnlich sind.) Es ist ein sehr
altes Wort, indem schon Kero die Vorfahren thie Fordroron nennet. Der
Superlativ kommt schon bey dem Notker vor, welcher den vornehmsten Geist
forderosto geist nennet. Daß dieses Beywort mit einem v, dessen Abkömmling
fördern, befördern aber mit einem f geschrieben wird, gehöret zu dem Will-
kührlichen in der Sprachen. Übrigens wird dieses Beywort im Positiv gern mit
denjenigen Hauptwörtern zusammen gezogen, vor welchen es stehet, in welchem
Falle aber die adjectivische Endung wegfällt. Die Vorderthür, das Vorderhaus,
die Vorderglieder u. s. f. für die vordere Thür, das vordere Haus, die vordern
Glieder. Folgende sind nur einige zur Probe. [
1259-1260]