Verwenden
, [
1175-1176] verb. irreg. act. (
S. Wenden,) welches in verschiedenen Bedeutungen
vorkommt. 1. So, daß ver eigentlich den Begriff der Entfernung hat. (1) Einem
etwas verwenden, es ihm stehlen, eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt
entwenden üblich ist. (2) Wegwenden. Den Kopf verwenden, von einem Gegenstande
wegwenden. Am häufigsten mit verneinenden Ausdrücken. Er verwandte kein Auge
von mir, er wandte. Sie betrachtete mich von oben bis unten, ohne ein Auge zu
verwenden. Jemanden mit unverwandten Augen ansehen. (3) Auf einen Gegenstand
der Beschäftigung, der Bearbeitung wenden, wofür auch nur das einfache wenden
üblich ist. Sein Geld auf das Bauen verwenden. Die auf den Prozeß verwandten
Unkosten erstatten. Alle seine Kunst, vielen Fleiß auf etwas verwenden. Bey den
Schwäbischen Dichtern bewenden, im Niederdeutschen gleichfalls verwenden. (4)
Sich für eine Person oder Sache verwenden, seine Fähigkeiten und Kräfte zum
Besten desselben anwenden. Sich dem Vaterlande zum Dienste verwenden, im
Oberdeutschen. Sich für seinen Freund bey jemanden verwenden, eine Vorbitte für
ihn bey demselben einlegen. 2. Umwenden. (1) Eigentlich, auf die andere Seite
wenden, nur noch zuweilen im gemeinen Leben. Die Leinwand im Nähen verwenden,
umwenden. Mit verwandter Hand, mit umgewandter Hand. Verwandte Schnitte,
Nieders. verwend Brot, in einigen Gegenden, Semmelschnitte, welche in
geschlagenen Eyern umgewandt und hernach mit Butter in einer Pfanne gebacken
werden. Im Nieders. ist daher verwend so viel, als links. (2) * Figürlich, sich
anders besinnen, wie man im ähnlichen Verstande auch sich umwenden, sich
umkehren sagt. Sie verwandten sich und sprachen, er wäre ein Gott, Apost. 28,
6. Doch in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet. So auch die
Verwendung, in allen Fällen des Zeitwortes. Anm. Das Bey- und Nebenwort
verwandt, welches gemeiniglich von diesem Zeitworte abgeleitet wird,
S. an seinem Orte besonders.
[
1177-1178]