Verschneiden
, [
1125-1126] verb. irreg. act. (
S. Schneiden.) 1. Als Materialien zum Schneiden
gebrauchen, besonders an einigen Orten von solchen Krämern, welche allerley
Zeuge einzeln oder Ellenweise verkaufen, wofür doch im Hochdeutschen
ausschneiden üblicher ist. 2. Durch Schneiden alle machen. Der Schneider hat
alles Tuch, der Häckerlingschneider alles Stroh verschnitten. Viel Brot
verschneiden. 3. Durch Schneiden verunstalten; eine nur noch hin und wieder
übliche Bedeutung. Vielleicht gehöret dahin auch der Niedersächsische Gebrauch,
wo den Wein verschneiden, so viel ist, als ihn verfälschen, schlechten unter
den guten mengen. 4. Durch Schneiden an der Länge etwas abnehmen. Sich die
Nägel, die Haare verschneiden. Sie sollen die Haare umher verschneiden, Ezech.
44, 20. Dein Nabel ist nicht verschnitten, Kap. 16, 4. Die Äste verschneiden.
Einem Huhne die Flügel verschneiden. In den meisten dieser und ähnlicher Fälle
ist dafür im Hochdeutschen beschneiden üblich. Bey den Metallarbeitern, z. B.
den Geldgießern, Goldschmieden u. s. f. ist verschneiden in engerer Bedeutung,
einer gegossenen oder getriebenen Figur mit dem Grabstichel nachhelfen, alle
hervor ragende fehlerhafte Theile mit dem Grabstichel wegnehmen. 5. Ein Thier
männlichen Geschlechtes seiner Mannheit berauben, entmannen, als eine Figur der
vorigen, vielleicht auch der dritten Bedeutung; oft nur schneiden schlechthin.
Es sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind, und sind
etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben, Matth. 19, 12. Daher
ein Verschnittener, eine ihrer Mannheit beraubte Person männlichen
Geschlechtes, wofür von Sängern dieser Art das Ital. Castrat üblicher ist. (
S. Castriren und Castrat,) wo verschiedene theils
veraltete, theils nur noch in den Provinzen übliche gleich bedeutende Wörter
angeführet werden, welchen man noch das Osnabrückische roolfinken beyfügen
kann, wo ein Castrat oder Verschnittener auch Kerl genannt wird, ganz wider die
gewöhnliche und eigentliche Bedeutung dieses Wortes. So auch das Verschneiden
und in einigen Fällen die Verschneidung. [
1127-1128]