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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Verschämt

, [1115-1116] -er, -este, adj. et adv. welches das Mittelwort des veralteten Zeitwortes verschämen ist, und am häufigsten noch im gemeinen Leben für das edlere schamhaft in seiner weitesten Bedeutung gebraucht wird, im Gegensatze des unverschämt. Verschämt seyn. Ein verschämter junger Mensch.
Nur der verschämte Trieb, der sanfte Jugend ziert, Heißt Philaiden fliehn, Cron.
Wenn ich meinen Nächsten darben lasse, weil er zu verschämt ist, mich anzusprechen, Gell. Wir fehlen erst verschämt, dann dreister, eben ders. Auch in der engern Bedeutung des schamhaft wird verschämt häufig im gemeinen Leben gebraucht.
Die holde Leibfarb keuscher Jugend Deckt dein verschämtes Angesicht, Hall.
Aller dieser Beyspiele ungeachtet, schickt sich dieses Wort, so wie die meisten mit ver auf ähnliche Art gebildeten Beywörter ( S. Ver 6.) besser in die Sprache des gemeinen Lebens, als in die edlere Schreibart, wo man in der engern Bedeutung lieber schamhaft, in der weitern aber oft blöde, bescheiden u. s. f. dafür gebrauchen wird. S. auch die Verschämtheit für Schamhaftigkeit, bey dem Logau Verschämlichkeit. Anm. Das veraltete Zeitwort verschämen bedeutete: 1. sich schämen, als ein Intensivum dieses Wortes, wovon unser verschämt ist. 2. Alle Scham verloren haben, sich verschämen, eine noch in einigen gemeinen Mundarten übliche Bedeutung. 3. Beschimpfen, beschämen, ja selbst schänden.
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