Die Venus
, [
1169-1170] plur. car. in der Götterlehre
der Römer, die Göttinn der Liebe zu dem andern Geschlechte, und figürlich diese
Liebe selbst, in welchem Verstande dieses Wort auch noch bey den Deutschen
Dichtern vorkommt. Es ist schon von andern bemerkt worden, daß die Stammsylbe
dieses Wortes Ven, mit dem bey dem Willeram und andern alten Schriftstellern
befindlichen Win, wino, ein Geliebter, Win, ein Freund u. s. f. verwandt ist,
welches wiederum zu unserm fein gehören kann. (Siehe dasselbe.) Im Gothischen
ist Wino, Wen, und im Angels. Win, die Gattinn, Ehefrau. In der Astronomie ist
Venus der Nahme des schönsten Planeten am Himmel, welcher mit zu den andern
Planeten gehöret, nächst dem Merkur der Sonne am nächsten ist, und, nachdem er
von der Sonne hergehet oder ihr folget, der Morgen- oder Abendstern genannt
wird. Von der Venus in der ersten Bedeutung hat man auch im Deutschen
verschiedene Zusammensetzungen. Der Venus-Berg, in der Chiromanthie, eine
gewisse Erhöhung in der flachen Hand, der Liebesberg; die Venus-Beule, in der
Arzneykunst, eine durch unreinen Beyschlaf verursachte Beule, die Bubone,
Feigwarze; Venus-Blümchen, im gemeinen Leben, Finnen im Gesichte, so fern sie
von unreinem oder gemißbrauchtem Beyschlafe herrühren; das Venus-Haar, ein
Kraut, Polytrichum commune L. (
S. Goldhaar und Frauenhaar;) die Venus-Krankheit oder
Venus-Seuche, bey einigen Ärzten, die venerische Krankheit, (
S. Franzosen;) der Venus-Nabel, ein Kraut, Colylledon
communis L. (
S. Nabelkraut;) der Venus-Schacht, die Venus-Muschel
oder die Venus-Schnecke, eine einschalige ungewundene Schnecke in Gestalt einer
glatten weißen Röhre, die Porzellan-Schnecke, der Porzellanit; der Venus-Schuh,
eine Pflanze, vermuthlich wegen des bauchigen aufgeblasenen Honigbehältnisses,
Cypripedium L. Marien-Schuh, Pantöffelchen, und noch andere mehr.
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1171-1172]